EU-Schluss: Mehrheitlich Verluste vor Fed-Entscheidung
London – Vor den mit Spannung erwarteten geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed haben Europas Börsen am Donnerstag mehrheitlich nachgegeben. Nachdem der EuroStoxx 50 seine Verluste nach dem US-Handelsstart auf rund 1,20 Prozent ausgeweitet hatte, dämmte er sie zuletzt ein und schloss mit minus 0,84 Prozent bei 2.543,22 Punkten. In Paris gab der Cac 40 um 1,18 Prozent auf 3.502,29 Zähler nach. In London rückte der FTSE 100 hingegen um 0,65 Prozent auf 5.819,92 Punkte vor.
Angesichts der Ungewissheit in puncto weiterer Eingriffe durch die Fed hätten sich die Anleger mit riskanten Investments zurückgehalten, sagte Marktstratege Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Die US-Konjunkturdaten der vergangenen Wochen seien gemischt gewesen, was weitere Schritte der Fed durchaus fraglich erscheine lasse. Einem Börsianer zufolge schienen viele Investoren allerdings fest mit einer Lockerung der US-amerikanischen Geldpolitik zu rechnen. Daraus ergebe sich ein erhebliches Rückschlagpotenzial an den Kapitalmärkten, falls diese Hoffnungen nicht erfüllt würden.
In der Branchenübersicht gerieten Bankenwerte, die am Vortag von der Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM profitiert hatten, unter Druck. Ihr Subindex gab um 0,96 Prozent nach. Der Index für Baustoff- und Bautitel war mit minus 1,48 Prozent aber der grössten Verlierer. So notierten die Papiere von Europas grösstem Baukonzern Vinci mit einem Abschlag von 3,62 Prozent am Ende des EuroStoxx.
Auf Unternehmensseite standen die Papiere von BAE Systems und EADS weiter im Mittelpunkt. Wie erst am Vorabend kurz vor Börsenschluss bekannt geworden war, sprechen die beiden Rüstungskonzerne derzeit über eine mögliche Fusion. Die EADS-Aktien setzten ihre Talfahrt fort und rutschten in Paris um 10,20 Prozent ab. Die Titel des britischen Rüstungskonzerns BAE litten nach ihrer Vortagesrally von mehr als zehn Prozent unter Gewinnmitnahmen und verloren 7,29 Prozent.
Börsianer begründeten die Verluste bei EADS mit Verkäufen wegen des voraussichtlichen Aktientauschverhältnisses nach einer etwaigen Fusion: Klappt der Zusammenschluss, dann soll EADS 60 Prozent der Anteile erhalten. Die Anleger zeigten sich angesichts der dann steigenden Abhängigkeit vom Rüstungsgeschäft besorgt.
In London ging es unterdessen für die Titel von Next um 7,24 Prozent steil bergab, nachdem der zweitgrösste britische Bekleidungs-Einzelhändler von «enttäuschenden Verkäufen» im August und September gesprochen hatte. Ein positiver Analystenkommentar verhalf hingegen dem Werbeunternehmen WPP Group zu einem Aufschlag von 1,25 Prozent. Die Experten von Jefferies hatten den Titel zuvor von «Underperform» auf «Hold» hochgestuft.
In Amsterdam machten die Papiere von Heineken ihre Verluste bis zum Handelsschluss wett und schafften mit plus 0,16 Prozent den Sprung in die Gewinnzone. Der Brauereikonzern stösst bei seinen Bemühungen um den Zukauf der Asia Pacific Breweries (APB) nun auf eine ernste Hürde. Der thailändische Milliardär Charoen Sirivadhanabhakdi will Heineken den Weg zur Übernahme des asiatischen Braukonzerns versperren. Über eine Tochterfirma bietet er neun Milliarden Singapur-Dollar für jene 70 Prozent am APB-Grossaktionär Fraser & Neave (F&N), die er nicht bereits besitzt. Am 28. September sollen die F&N-Aktionäre über die Heinken-Offerte abstimmen. (awp/mc/pg)