EU-Schluss: Überwiegend Verluste – Händler: «Märkte nervös»

EU-Schluss: Überwiegend Verluste – Händler: «Märkte nervös»

Paris – Ein Grossteil der europäischen Börsen hat am Mittwoch nachgegeben. Vor allem am späteren Nachmittag kam es zu deutlicheren Kursverlusten, nachdem Gerüchte aufkamen, dass ein grosser US-Rohstofffonds in Schwierigkeiten geraten sei und Positionen liquidieren müsse. «Die Kapitalmärkte reagieren seit der Finanzmarktkrise auf solche Nachrichten extrem empfindlich», sagte Analyst Thomas Gitzel von der VP Bank.

Der EuroStoxx 50 büsste 0,83 Prozent auf 2.640,35 Punkte ein. In Paris verlor der Cac 40 0,69 Prozent auf 3.709,88 Punkte und auch in Spanien gab die Börse nach. In der Schweiz und in London hingegen wurden Gewinne verbucht. Der FTSE 100 etwa legte um 0,26 Prozent auf 6.395,37 Punkte zu.

Händler sprachen zudem von etwas Nervosität vor der Veröffentlichung des US-Notenbank-Protokolls. Nachdem das Protokoll zur vorletzten Sitzung klare Hinweise auf eine Diskussion im Offenmarktausschuss über ein Abschmelzen oder Ende der Anleihekäufe enthalten hatte, wird darauf geachtet werden, ob sich diese Diskussion fortgesetzt hat. «Die Märkte sind nach den letzten Kursgewinnen ohne nennenswerte Korrekturen sowieso sehr nervös», sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner.

Rohstoffaktien weiteten vor allem am Nachmittag infolge der Gerüchte aus dem Sektors ihre Verluste aus. Mit minus 2,80 Prozent war die Branche die schwächste im 19 Sektoren umfassenden Stoxx Europe 600. In London etwa büssten Polymetal International knapp vier Prozent ein. Vedanta, Anglo American, Antofagasta oder auch Glencore gaben jeweils etwas mehr als zwei Prozent nach. Auch BHP Billiton verloren nach der Bekanntgabe eines Gewinneinbruchs in der zweiten Jahreshälfte 2012 etwas mehr als zwei Prozent. Schwächster Wert im FTSE 100 waren allerdings RSA Insurance mit einem Abschlag von gut 14 Prozent. Grossbritanniens grösster Nicht-Lebensversicherer will die Dividende um ein Drittel kürzen.

Im EuroStoxx waren die Titel von ArcelorMittal Schlusslicht mit minus 4,01 Prozent. Der Stahlgigant hatte am Vorabend mitgeteilt, dass er vorerst keine weiteren Verkleinerungen oder Schliessungen plane.

Der Telekomsektor folgte als zweitschwächster Sektor im Stoxx 600 mit einem Abschlag von 1,22 Prozent. Hier ragten die KPN-Aktien mit einem Kurseinbruch von knapp zehn Prozent heraus. Nachdem die Niederländer Anfang Februar eine Kapitalerhöhung angekündigt hatten, stimmte nun Grossaktionär America Movil dem zu und besetzt im Gegenzug zwei Posten im Verwaltungsrat des Unternehmens. Die France-Telecom-Titel schlossen mit minus 2,09 Prozent. Die Franzosen hatten im Schlussquartal 2012 wegen gesunkener Umsätze und Abschreibungen einen Gewinneinbruch erlitten und wollen die Dividende kürzen.

Bester europäischer Sektor war die Baustoffbranche mit plus 0,69 Prozent. Schubkraft verliehen gute Zahlen des Zementproduzenten Lafarge. Die Franzosen hatten 2012 von einer starken Nachfrage in den Schwellenländern sowie von Preiserhöhungen profitiert. Die Aktien sprangen mit plus 5,45 Prozent an die Spitze im Cac-40-Index und zogen auch Titel anderer Baustoffhersteller wie HeidelbergCement oder Holcim mit nach oben.

Unter den Chemiewerten waren die Titel von Akzo Nobel nach der für 2012 vorgelegten Bilanz grosser Verlierer mit minus 5,33 Prozent. Unter dem Strich hatte für den BASF-Konkurrenten am Jahresende ein Minus von 2,17 Milliarden Euro gestanden. Zudem sieht der Konzern das Umfeld weiterhin als herausfordernd an und rechnet nicht mit einer Trendwende. Mit Blick auf Bankaktien gewannen die Anteilsscheine der französischen Bank Credit Agricole nach wie erwartet schwachen Zahlen aber einem optimistischen Ausblick auf 2013 knapp vier Prozent hinzu. (awp/mc/upd/ps)

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