Paris – Nach deutlichen Gewinnen am Vortag haben die europäischen Börsen am Mittwoch nachgegeben. Dass die Wall Street nach einer zweitägigen Zwangspause wegen Hurrikan «Sandy» zunächst freundlich startete, dann aber Verluste verbuchte, drückte die Stimmung zusätzlich.
Der EuroStoxx 50, der am Vormittag noch ein Tageshoch von knapp 2.540 Punkten erreicht hatte, ging mit minus 0,49 Prozent bei 2.503,64 Punkten aus dem Handel. Das bedeutet ein Monatsplus von zwei Prozent. Der Cac 40 in Paris büsste am Mittwoch 0,87 Prozent auf 3.429,27 Punkte ein. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 1,15 Prozent auf 5.782,70 Punkte abwärts.
Aus Branchensicht stand im Stoxx Europe 600 der Subindex Öl und Gas am meisten unter Druck, was vor allem am Kurseinbruch der BG Group lag. Der Subindex gab um 1,22 Prozent nach. Die Spitze innerhalb der Sektorübersicht nahm die Versicherungsbranche mit plus 0,66 Prozent ein.
Die zahlreichen Quartalsberichte dominierten das Geschehen. Die Anteilsscheine der BG Group brachen im Footsie um 13,69 Prozent ein und damit so kräftig wie seit 24 Jahren nicht. Der britische Gasproduzent hatte im dritten Quartal zwar dank seines Flüssiggasgeschäfts in Asien den Nettogewinn spürbar gesteigert, doch Verzögerungen bei Projekten werden laut dem Management die Produktion 2013 belasten. Im EuroStoxx schlossen die Aktien des französischen Versorgers GDF Suez nach vorgelegten Zahlen nahezu unverändert. Die Aktien der französischen Ölgesellschaft Total gaben nach Zahlen um 0,44 Prozent nach.
Der grösste britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) hatte im dritten Quartal wegen eines rückläufigen Umsatzes in Europa und den USA weniger erlöst als vor einem Jahr. Für das Gesamtjahr rechnet Konzernchef Andrew Witty mit einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres. Die Aktien gaben um 2,36 Prozent nach.
Abwärts ging es nach Zahlen auch für die Anteilsscheine von Barclays. Sie büssten 4,73 Prozent ein. Zwar hatte die britische Bank von der besseren Stimmung an den Kapitalmärkten profitiert und den um Bewertungseffekte bereinigten Vorsteuergewinn gesteigert. Allerdings war das Geschäft mit Anleihen, Rohstoffen und Währungen (FICC) hinter den Analystenschätzungen zurückgeblieben. Zudem gab die Bank bekannt, dass ihre Handelspraktiken von US-Behörden geprüft würden. Dagegen gewannen die Anteilsscheine der spanischen Bank BBVA 1,82 Prozent. Angesichts der Rezession in Spanien hatte BBVA zwar einen unerwartet deutlichen Gewinneinbruch erlitten, war damit aber ähnlich wie Rivalin Santander immer noch vergleichsweise gut durch die tiefe Krise des Landes gekommen.
ArcelorMittal büssten 6,43 Prozent ein und waren damit Schlusslicht im EuroStoxx. Die Abkühlung der globalen Wirtschaft hatte beim weltgrössten Stahlkonzern für rote Zahlen gesorgt. Beim Brauereikonzern AB Inbev hatten negative Währungseffekte das Wachstum aufgezehrt, so dass Umsatz und Gewinne stagnierten. Die Aktien verloren 2,67 Prozent an Wert und waren zweitschwächster Wert.
Bei der Fluggesellschaft Air France-KLM hatten ein hartes Sparprogramm und die Reiselust der Passagiere die höheren Treibstoffkosten kompensiert. Insgesamt hatte das Unternehmen im dritten Quartal einen Gewinnsprung verzeichnet. Die Aktien sprangen im AEX-Index um 8,37 Prozent nach oben. Für die Aktien von Fiat Industrial ging es dank überraschend guter Zahlen des Nutzfahrzeugherstellers um gut dreieinhalb Prozent hoch. (awp/mc/pg)