London – Sorgen um die chinesische Wirtschaft haben die europäischen Aktienmärkte am Dienstag kräftig unter Druck gesetzt. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50, schloss 1,90 Prozent tiefer bei 3605,28 Punkten. Für den Pariser Cac-40-Index ging es um 1,86 Prozent auf 5099,03 Punkte bergab. Ausserhalb der Eurozone verlor der FTSE-100-Index in London 1,06 Prozent auf 6664,54 Punkte.
Marktexperte Jens Klatt vom Analysehaus DailyFX verwies auf die überraschenden, massiven Intervention der chinesischen Notenbank PBoC am Devisenmarkt, die an der Börse für Unsicherheit gesorgt hätten. Mit der Abwertung des Yuan ziele die Regierung auf eine Stützung des Exportsektors und damit auf die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft. Die heftige Maßnahme sorge aber für Zweifel, ob China den konjunkturellen Abschwung unter Kontrolle habe.
Unbeirrt von den Turbulenzen an anderen Aktienmärkten knüpfte die griechische Börse an ihre jüngste Erholung an: Der Leitindex Athex Composite gewann 2,14 Prozent auf 705,00 Punkte. Er verzeichnete damit den vierten Plustag in Folge. In der Nacht hatten sich die griechische Regierung und die Geldgeber Athens auf technischer Ebene grundsätzlich auf ein neues Hilfspaket geeinigt.
Die Rohstoffwerte und Papiere aus der Autobranche gerieten wegen der Yuan-Abwertung am stärksten unter Druck: Die Branchenbarometer Stoxx 600 Basic Resources und Stoxx 600 Autos & Parts bildeten mit einem Minus von jeweils 4,09 Prozent die Schlusslichter im Branchentableau. Sorgen um das wichtige China-Geschäft und der wieder etwas stärkere Eurokurs belasteten insbesondere die Aktien der deutschen Autobauer kräftig. Zudem sank in der Volksrepublik der Pkw-Absatz im Juli trotz hoher Rabatte um 2,5 Prozent zum Vorjahr. Damit wurden in dem Zeitraum in China so wenig Autos verkauft, wie seit fast anderthalb Jahren nicht mehr.
Auch die Aktien von Luxus- und Konsumgüterherstellern wurden von den Sorgen um einen schwächeren Yuan mit nach unten gerissen, denn ausländische Produkte verteuern sich dadurch für chinesische Käufer. Tagesverlierer im EuroStoxx-50-Index war das Papier des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH mit einem Abschlag von 5,42 Prozent auf 164,85 Euro. Der Konzern mit Marken wie Louis Vuitton, Moet oder Hennessy hatte im ersten Halbjahr unter anderem von ausgabefreudigen Touristen aus China profitiert, die in Europa Urlaub machen und einkaufen.
Tagesgewinner im Londoner FTSE-100-Index war dagegen der Lebensversicherer Prudential mit einem Kursanstieg von 4,68 Prozent auf 1577 Pence. Gute Geschäfte in Asien und den USA bescherten den Briten im ersten Halbjahr ein überraschend deutliches Gewinnplus. (awp/mc/upd/ps)