EU-Schluss: Deutliche Verluste – Sorgen vor Atomkrise in Japan

EU-Schluss: Deutliche Verluste – Sorgen vor Atomkrise in Japan

London – Die Sorge um eine atomare Katastrophe im Japan hat die Kurse an den europäischen Aktienmärkten auch am Dienstag auf Talfahrt geschickt. Am Nachmittag konnte der EuroStoxx 50 seine anfänglichen Verluste zwar leicht reduzieren, schloss letztlich aber immer noch 2,38 Prozent tiefer bei 2.784,20 Punkten. Zuvor war der europäische Leitindex schon bis auf 2.726 Punkte abgerutscht und stand damit so tief wie seit Anfang Dezember vergangenen Jahres nicht mehr. Für den Cac 40 in Paris ging es um 2,51 Prozent auf 3.780,85 Punkte nach unten, der FTSE 100 gab in London um 1,38 Prozent auf 5.695,28 Punkte nach.

Marktanalyst David Buik von BG Partners sprach angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung in dem Atommeiler von einem «Anfall unkontrollierter Angst» an den Märkten. Die Lage in Japan droht zunehmend außer Kontrolle zu geraten: Erstmals wurde bei einer Explosion der innere Schutzmantel eines Reaktors in der Anlage Fukushima Eins beschädigt, die Strahlenmesswerte schossen daraufhin in die Höhe. Auch in der Hauptstadt Tokio wurden bereits erhöhte Strahlenwerte gemessen.

Börsianer verwiesen dabei auch auf die dramatischen Kurseinbrüche in Tokio. Dort sackte der japanische Leitindex Nikkei-225 um mehr als zehn Prozent ab und erlitt die grössten Tagesverluste seit Oktober 2008.

An der Pariser Börse begaben sich wie schon am Vortag die Aktien des weltgrössten Atomkonzerns Areva besonders stark auf Talfahrt. Sie verbilligten sich um 8,56 Prozent auf 28,805 Euro. Die jüngste Rückbesinnung in einigen Ländern auf die Atomkraft gerate nach den Ereignissen in Japan in Gefahr, befanden die Experten der Societe Generale und senkten ihr Kursziel für die Papiere des französischen Konzerns. Schwach entwickelten sich zudem die Anteilsscheine des Energieversorgers GDF Suez, die 2,51 Prozent auf 26,265 Euro verloren. Titel des Stromriesen EdF gaben in Paris um 1,38 Prozent nach.

Kräftige Verluste gab es neben den Energiewerten bei Chemietiteln. Während es kein einziger Sektorindex in die Gewinnzone schaffte, war der Stoxx 600 Chemicals mit einem Minus von 3,37 Prozent grösster Verlierer unter den europäischen Branchenindizes. Unter den Einzelwerten büssten Air Liquide 3,69 Prozent auf 87,13 Euro ein. Auch französische und italienische Finanzwerte versammelten sich am Ende vom Index. Intesa SanPaolo etwa verbilligten sich als Schlusslicht im EuroStoxx 50 um 4,40 Prozent auf 2,262 Euro und auch Credit Agricole und Societe Generale lagen mit mehr als drei Prozent im Minus.

Besser erging es indes den spanischen Banken. Banco Santander und BBVA waren mit plus 0,23 und 0,89 Prozent die einzigen beiden Gewinner im EuroStoxx 50. Zuvor hatte sich das südeuropäische Land erfolgreich am Geldmarkt refinanziert. In zwei Auktionen kurzlaufender Anleihen nahm der spanische Staat insgesamt 5,5 Milliarden Euro ein.

Unter der Katastrophe in Japan zu leiden hatten weiterhin auch Aktien aus dem Luxusgütersektor. Experten rechnen fest damit, dass sich das Konsumklima in Japan in Folge des Erdbebens und des Tsunamis eintrübt und das Geschäft der Branche belastet. Die Papiere des Puma-Grossaktionärs PPR fielen in Paris um 5,29 Prozent auf 100,20 Euro. Aktien von Burberry sackten zwischenzeitlich bis auf 1.030,00 Pence ab, konnten sich dann jedoch wieder etwas erholen und schlossen 1,16 Prozent tiefer bei 1.093,87 Pence. Auch die LVMH-Titel kamen zuletzt etwas von ihren Tiefs zurück, gingen aber immer noch 2,20 Prozent leichter aus dem Handel.

Ein Lichtblick waren zudem die Aktien von Lindt & Sprüngli, die in Zürich 1,40 Prozent zulegten. Der Schokoladenhersteller hatte den Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr um mehr als ein Viertel gesteigert.  (awp/mc/ps)

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