EU-Schluss: Erholung ausgebremst – Erneuter Kursrutsch
London – Die Erholung der europäischen Börsen vom Vortag hat sich zum Wochenausklang als kleines Strohfeuer erwiesen. Im Sog der schwachen Wall Street setzte der EuroStoxx 50 seinen Abwärtstrend fort und rutschte um 1,64 Prozent auf 2.732,54 Punkte – den tiefsten Stand seit der Erdbebenkatastrophe in Japan. Damit ging es für den Leitindex der Eurozone in seiner sechsten Verlustwoche um gut zwei Prozent nach unten. Auch der Pariser CAC 40 verlor am letzten Handelstag der Woche 1,90 Prozent auf 3.805,09 Punkte, während der Londoner FTSE 100 um 1,55 Prozent auf 5.765,80 Punkte nachgab.
Hatten sich die Verluste am Vormittag noch in Grenzen gehalten, so setzte mit der Öffnung des US-Handels am Nachmittag massiver Verkaufsdruck ein. Händler führten dies auf einen überraschend niedrigen Handelsüberschuss in China im Mai zurück, der unter anderem auf einen Rückgang der Nachfrage auf dem Weltmarkt zurückgeführt wurde. Darin sahen die Börsianer einen weiteren Mosaikstein, der ihre Sorgen um das Wirtschaftswachstum bestätigt. Hinzu komme die unklare Linie in der Lösung der Griechenland-Krise.
Mit den Rohstoff- und Automobilsektoren waren die Anführer der Zwischenerholung vom Vortag die grössten Verlierer im gesamteuropäischen Branchenvergleich. Dicht dahinter folgten die Bauwerte. Der Branchenindex für Immobilienwerte verzeichnete an der Spitze der Übersicht immer noch einen Verlust von 0,45 Prozent. Das Branchenbild bestätigte auch der EuroStoxx, der an diesem Freitag ohne einen Gewinner blieb. Besonders schwach präsentierten sich die Papiere der France Telecom mit minus 5,73 Prozent auf 14,40 Euro. Einem Bericht zufolge erhielt der Telekomkonzern den Zuschlag für eine Mobilfunklizenz in Spanien und wird dort 433 Millionen Euro in Mobilfunk-Infrastruktur investieren.
Auf den weiteren Indexplätzen folgten mit CRH und Saint Gobain zwei Werte aus dem Bausektor mit Abschlägen von jeweils gut drei Prozent. Papiere der Banco Santander verloren 2,21 Prozent auf 7,6970 Euro. Die spanische Grossbank hat einem Pressebericht zufolge bei der Ausgabe einer mit Schulden spanischer Gemeinden und Regionen besicherten Anleihe ein Fiasko erlebt. Nur rund die Hälfte des eine Milliarde Euro schweren Bonds sei vergangene Woche am Markt verkauft worden, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mehrere Quellen. Bei Anleiheauktionen gilt es nach Angaben von Experten bereits als Enttäuschung, wenn mehr als 5 bis 10 Prozent der Bonds nicht verkauft werden.
Im «Footsie» gehörte das Indexende den Minenwerten. Allen voran verloren ENRC 7,48 Prozent auf 742,74 Pence, nachdem die «Financial Times» über den Ausstieg eines dritten Vorstands berichtet hatte. (awp/mc/ps)