London – Die europäischen Börsen sind am Donnerstag trotz skeptischer Kommentare der Europäischen Zentralbank (EZB) auf Erholungskurs geblieben. Der EuroStoxx 50 stieg nach seinen deutlichen Vortagsgewinnen nun um weitere 0,57 Prozent auf 2.163,40 Punkte. Damit profitierte er ebenso wie die Wall Street von der Hoffnung auf ein neues milliardenschweres Konjunkturpaket der US-Regierung. In Paris gewann der CAC 40 0,41 Prozent auf 3.085,83 Punkte und der Londoner FTSE 100 rückte um ebenfalls 0,41 Prozent vor auf 5.340,38 Punkte.
US-Präsident Barack Obama wird Medienberichten zufolge nach Handelsschluss an der Wall Street ein Programm vorstellen, mit dem die hohe Arbeitslosigkeit bekämpft werden soll. Für eine leichte Mollstimmung aber sorgte die Europäische Zentralbank, die vor einer längeren Zinspause stehen dürfte. Dabei werde dringend auf weitere Maßnahmen gegen die europäische Schuldenkrise gewartet, sagte ein Marktteilnehmer. Von der EZB seien sie nun nicht gekommen, was für Enttäuschung sorge, zumal Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet auch Wachstumsrisiken stark betont habe.
Die meisten Bankentitel setzten ihren Erholungskurs fort. Favorit in dem Sektorindex waren die Papiere der belgischen KBC Groep mit einem Kurssprung um fast 6 Prozent. Am Markt wird über Kaufinteresse der spanischen Santander an der polnischen KBC-Tochter Kredyt Bank spekuliert. Die Santander-Titel stiegen um 1,58 Prozent.
Im EuroStoxx 50 verbuchten zudem französische Bankaktien überdurchschnittliche Gewinne. So rückten Societe Generale, Credit Agricole und BNP Paribas zwischen 0,7 und 1,9 Prozent vor. Die Pariser Nationalversammlung hatte als erstes nationales Parlament die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms bewilligt.
Am stärksten präsentierten sich die Aktien der Ölunternehmen, deren Branchenindex um 2,17 Prozent anzog. Der Preis für das «schwarze Gold» knüpfte an den Höhenflug der vergangenen beiden Tage an und legte nach einem starken Rückgang der US-Ölreserven weiter zu. Deshalb verteuerten sich etwa die Aktien von Tullow Oil um 4,78 Prozent und die von Repsol-YPF um 2,85 Prozent. Favorit im «Footsie» waren die Titel des Rohstoffhändlers Glencore, die um 7,58 Prozent auf 436,50 Pence in die Höhe schnellten.
Die Papiere des Bekleidungs-Einzelhänders Marks & Spencer profitierten in London von neu entfachten Übernahmespekulationen. Zum Handelsschluss kletterten sie um 2,58 Prozent auf 321,90 Pence.
Nicht gefragt war der eher defensive Nahrungsmittelsektor als einer der beiden Verlierer in der europäischen Branchenübersicht. Die Papiere der Groupe Danone sackten als Schlusslicht im EuroStoxx 50 um 2,20 Prozent ab. Der Konzern rechnet im dritten Quartal mit schwächerem Wachstumstempo beim Umsatz als im ersten Halbjahr. (awp/mc/upd/ps)