EU-Schluss: Erneute Verluste
London – Die wichtigsten europäischen Aktienindizes haben ihre Talfahrt am Dienstag fortgesetzt. Sorgen um die ungelöste Schuldenkrise in Europa sowie deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Stabilität im Bankensektor setzten dem Aktienmarkt weiterhin zu, sagten Händler.
Die Finanzminister der 27 EU-Staaten beraten seit Montag in Luxemburg über die Lage in Griechenland. Aussagen von Fed-Präsident Ben Bernanke konnten am Nachmittag aber zumindest ein klein wenig Abwärtsdruck vom Markt nehmen. Der US-Notenbankchef hatte zwar von einer nicht so robusten Wirtschaftsentwicklung wie erhofft gesprochen, hält sich aber deshalb die Tür für eine weitere Ausweitung der geldpolitischen Massnahmen offen.
Der zwischenzeitlich bis auf 2.054 Punkte abgerutschte EuroStoxx 50 ging am Ende mit einem Minus von 2,21 Prozent auf 2.091,09 Punkten aus dem Handel und baute seine Verlustserie damit auf mittlerweile drei schwache Handelstage aus. Mit seinem fast zweiprozentigen Minus vom Vortag hat der europäische Leitindex damit bereits einen Teil seines Gewinns aus der Vorwoche von acht Prozent wieder abgegeben. In Paris verlor der CAC 40 2,61 Prozent auf 2.850,55 Zähler. Der Londoner FTSE 100 rutschte um 2,58 Prozent auf 4.944,44 Punkte ab.
Wie schon am Vortag, stellten auch am Dienstag wieder die Autowerte den schwächsten Branchenindex: Der Stoxx Europe 600 Autos & Parts gab als Schlusslicht in der Sektorwertung um etwas mehr als 6 Prozent nach. Im EuroStoxx 50 zeigten die VW-Aktien mit einem Abschlag von rund 7 Prozent den grössten Verlust im Sektor. Noch deutlicher nach unten ging es ausserhalb des Leitindex für die französischen Autobauer: Renault und PSA Peugeot Citroen sackten in Paris um 8,20 und 7,42 Prozent ab.
Auch Finanztitel verzeichneten überwiegend herbe Verluste. Die am Vortag schon um 10 Prozent abgerutschten Dexia-Titel setzten ihren Kursrutsch mit einem Minus von mehr als 22 Prozent ungebremst fort. Das von der Finanz- und Schuldenkrise schwer gebeutelte Geldhaus steht möglicherweise kurz vor der Zerschlagung. Die französische Staatsbank CDC und die französische Postbank bereiten nach übereinstimmenden Medienberichten eine Übernahme des Kommunalfinanzierungsgeschäfts vor.
Aktien französischer und italienischer Banken gehörten im Sog dessen im EuroStoxx zu den grössten Verlierern. Unicredit , Societe Generale , BNP Paribas und Intesa SanPaolo büssten zwischen 4,5 und 6,2 Prozent ein. Sie litten Händlern zufolge unter Aussagen von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, wonach private Investoren möglicherweise mehr zur Abwehr einer Pleite Griechenlands beitragen sollen. Aber auch eine kassierte Gewinnprognose der Deutschen Bank habe die Stimmung belastet.
In Zürich stemmten sich die Titel der UBS nach Aussagen zum dritten Quartal gegen den schwachen Branchentrend. Sie waren mit einem Plus von 1,39 Prozent auf 10,23 Franken der grösste Gewinner im Leitindex SMI , nachdem das Institut am Morgen trotz der Milliarden-Belastung aus dem jüngsten Zockerskandal einen «moderaten» Gewinn angekündigt hatte.
In London legten Tesco als einer der wenigen Gewinner im FTSE 100 an der Indexspitze um 2,59 Prozent auf 377,53 Pence zu. Die Experten der UBS hatten die Bewertung der Papiere des Einzelhändlers wegen eines inzwischen sehr günstigen Chance-/Risikoprofils auf «Buy» hochgestuft und das Kursziel auf 510 Pence erhöht. Zudem hatte Bernstein Research das Kursziel moderat angehoben und den Titel mit «Outperform» bestätigt.
Aktien von Fluggesellschaften gerieten nach Gerüchten um eine Pleite der American-Airlines-Mutter AMR und zurückhaltenden Äusserungen eines Verbandschefs unter Druck. Am stärksten traf es die Aktien von Air France-KLM , die in Paris um 9,10 Prozent auf 4,827 Euro absackten. IAG büssten in London etwas mehr als 3 Prozent ein. (awp/mc/pg)