EU-Schluss: Erneuter Einbruch – Französische Banken sacken ab
London – Die anhaltende Nervosität der Anleger hat die Kurse am europäischen Aktienmarkt am Mittwoch erneut einbrechen lassen. Neue Gerüchte über eine möglicherweise beeinträchtigte Kreditwürdigkeit Frankreichs sorgten für höchste Aufregung. In Paris sackten vor allem die Bankentitel ab. Ein Dementi half nicht viel.
Der EuroStoxx 50 büsste seine anfänglichen Gewinne wieder ein und verlor 6,12 Prozent auf 2.153,77 Punkte. Am Dienstag hatte der europäische Leitindex erstmals nach rund zwei Wochen, in denen er knapp 18 Prozent eingebüsst hatte, wieder moderat zugelegt. Der Cac 40 in Paris fiel am Mittwoch um 5,45 Prozent auf 3.002,99 Punkte, für den FTSE 100 in London ging es um 3,05 Prozent auf 5.007,16 Punkte nach unten.
«Diese Gerüchte sind völlig haltlos und die drei Ratingagenturen Standard & Poor’s, Fitch und Moody’s haben bestätigt, dass es kein Risiko einer Herabstufung gab», zitierte die französische Nachrichtenagentur AFP am Mittwochnachmittag einen Sprecher von Finanzminister François Baroin. Kurz darauf teilten auch die Ratingagenturen Fitch und Moody’s mit, dass sich der Ausblick für Frankreich nicht geändert habe. Das Land hat derzeit die Bestnote «AAA».
Der Kurs der französischen Grossbank Societe Generale erholte sich nach diesem Dementi etwas und schloss mit einem Minus von 14,74 Prozent auf 22,18 Euro, nachdem er zwischenzeitlich sogar über 20 Prozent abgesackt war. Drittschwächster Wert im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 waren die Papiere von Credit Agricole, die um 11,81 Prozent auf 6,073 Euro fielen. Die Titel des italienischen Finanzinstituts Intesa SanPaolo verloren 13,72 Prozent auf 1,1320 Euro.
Als weitere mögliche Gründe für die Verluste im französischen Bankensektor wurden das starke Griechenland-Engagement der grossen Institute sowie neue Belastungen genannt. Die Kosten für Versicherungen gegen einen Kreditausfall französischer Staatsanleihen sind gestiegen und dies hat Händlern zufolge die Kurse der Finanzinstitute ebenso unter Druck gesetzt wie das Gerücht, dass ein Versicherer Bankaktien in grossem Stile verkauft habe. Vor diesem Hintergrund zählten die Anteilsscheine aus der Banken- und die Versicherungsbranche zu den grössten Verlierern am europäischen Aktienmarkt.
Auf Unternehmensseite sorgten vor allem Unternehmenszahlen für Bewegung. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hatte wegen des starken Franken im ersten Halbjahr weniger Umsatz verbucht als im Vorjahr. Analysten lobten dennoch das organische Wachstum und sprachen von starken Resultaten. In der Folge sanken Nestlé-Titel nur um 2,89 Prozent auf 45,35 Franken und schlugen sich damit besser als der Schweizer SMI. Mit 10,78 Prozent auf 34,50 Franken ging es für Adecco nach Zahlen dagegen deutlich nach unten. Die Resultate des Personalvermittlers hatten Börsianern zufolge keine Überraschungen gebracht, kritisiert wurde die Bruttomarge.
Bei Tui Travel war indes im dritten Geschäftsquartal der operative Gewinn vor Sondereffekten um 57 Prozent angesprungen, die Titel sanken in der Folge in London nur um unterdurchschnittliche 1,91 Prozent auf 164,30 Pence. An der «Footsie»-Spitze zeigten sich nach Zahlen die Aktien von Standard Life. Sie sprangen um 5,74 Prozent auf 184,10 Pence an. Der britische Versicherer hatte den Gewinn im ersten Halbjahr um 44 Prozent gesteigert und damit die Erwartungen übertroffen. (awp/mc/upd/ps)