London – Die Hoffnung auf weitere Hilfen für das hochverschuldete Griechenland hat den wichtigsten europäischen Börsen am Dienstag Gewinne beschert. Zuletzt verdichten sich die Informationen, wonach die dringend benötigte nächste Tranche der Finanzhilfe über zwölf Milliarden Euro unter Dach und Fach ist. Die Zeitung etwa «To Vima» berichtete unter Berufung auf einen hohen Funktionär des Athener Finanzministeriums, dass die Verhandlungen mit der EU, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank abgeschlossen sind.
Wie zudem das «Wall Street Journal» schrieb, ist Deutschland offenbar zu Griechenlandhilfen ohne Umschuldung bereit. Vor diesem Hintergrund waren insbesondere Finanzwerte gefragt, da einige Banken griechische Anleihen halten. Die Titel des Handyherstellers Nokia aber brachen nach einer gesenkten Quartalsprognose um mehr als 17 Prozent ein.
Der EuroStoxx 50 stieg um 1,69 Prozent auf 2.861,92 Punkte und machte damit seine Verluste der Vorwoche sowie vom Montag mehr als wett. Gleichwohl beendete der Leitindex den Monat Mai mit einem satten Minus von 4,96 Prozent. Der CAC 40 gewann am Dienstag in Paris 1,63 Prozent auf 4.006,94 Punkte und in Londoner rückte der FTSE 100 um 0,86 Prozent auf 5.989,99 Punkte vor. Am Montag war dort wegen eines Feiertages nicht gehandelt worden.
Auf Unternehmensseite stachen die Titel von Nokia negativ hervor, die am Ende des EuroStoxx 50 um 17,53 Prozent auf 4,7500 Euro absackten. Nachdem Nokia im zweiten Quartal weniger Handys zu geringeren Durchschnittspreisen verkauft hat als gedacht, wird die wichtige Sparte Geräte und Dienstleistungen ihr Umsatzziel für das zweite Quartal nach Angaben des Unternehmens deutlich verfehlen. Die Lage sei derart unüberschaubar, dass sämtliche Jahresprognosen gestrichen werden. Jan Christian Göhmann von der NordLB sah in der Gewinnwarnung die immer geringere Transparenz hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung von Nokia verdeutlicht.
Neben Nokia war die Aktie der Societe Generale der einzige Wert im europäischen Leitindex, der Abschläge verbuchen musste. Das Minus aber war nur ein optisches, denn die Bank schüttet an diesem Tag ihre Dividende von 1,75 Euro je Aktie aus. Die Aktie schloss bei 41,24 Euro.
Unter den weiteren Finanzwerten stiegen die Titel der Banco Santander an der Indexspitze um 4,02 Prozent auf 8,2640 Euro. Zudem rückten die Papiere der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) um 3,15 Prozent und die der Unicredit um 2,73 Prozent vor.
Die Hoffnung auf neue Finanzhilfen beflügelte auch die Aktien griechischer Banken, die am Montag noch deutlich unter den Sorgen um eine Ausweitung der Schuldenkrise gelitten hatten. So kletterten an der Athener Börse die Aktien der Alpha Bank wieder um 8,59 Prozent und die der EFG Eurobank um 10,80 Prozent.
Ferner gingen die Anteilsscheine der France Telecom auf Berg- und Talfahrt und stiegen am Ende um 0,73 Prozent auf 15,90 Euro. Der Konzern hatte zum Investorentag geladen. Doch während der Vorstand dann Ziele für Umsatz und Ergebnis bis zum Jahr 2015 ausgegeben habe, seien zur Dividende nur Aussagen bis 2012 gemacht worden, kritisierten Händler. Einer meinte etwa: «Das Unternehmen hat sich nicht zu einer Stabilisierung der Dividende nach 2012 verpflichtet, wie es am Markt erhofft worden war.»
Im «Footsie» sanken die Anteile der Ölgesellschaft Cairn Energy um 0,27 Prozent auf 441,20 Pence. Proteste gegen Ölförderungprogramme des Konzerns in Grönland sowie eine Abstufung durch die Finanzberatungsgruppe Collins Stewart von «Buy» auf «Hold» belasteten. Ein Bericht in der «Sunday Times» hingegen, dass Wolseley plane, Geschäftsanteile zu verkaufen, liess die Aktien des Gebäudeausstatters um 3,37 Prozent auf 2.058 Pence steigen. (awp/mc/upd/ps)