EU-Schluss: Hohe Verluste

EU-Schluss: Hohe Verluste

London – Enttäuschende US-Konjunkturdaten haben am Donnerstag zusammen mit wachsenden Sorgen um die Weltkonjunktur die Börsen rund um den Globus belastet. Der EuroStoxx 50 ging um 5,34 Prozent schwächer aus dem Handel bei 2.206,61 Punkten. Der viel beachtete Stoxx 600 ging mit dem größten Minus seit März 2009 aus dem Handel. Der britische FTSE 100 fiel in London um 4,49 Prozent auf 5.092,23 Punkte und der Cac 40 gab in Paris 5,48 Prozent ab auf 3.076,04 Punkte.

Eine ganze Reihe von Konjunkturdaten in den USA waren am Nachmittag enttäuschend ausgefallen und hatten die ohnehin bereits sehr schwachen Märkte noch weiter nach unten gedrückt. Sorgen um die Finanzkraft der europäischen Banken sorgten ebenfalls für negative Impulse. Die Unsicherheit der Marktteilnehmer sei extrem hoch, hiess es am Markt. Das werde auch durch den VStoxx Index reflektiert, der seinen grösste Sprung seit März verzeichnete. Der Index ist ein Mass für die Volatilität.

«Das, was hier derzeit passiert, kann keiner mehr richtig greifen,» kommentierte ein Händler. Über die vergangenen Wochen seien viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuss erwischt worden und hätten kräftig draufzahlen müssen. Diese leckten jetzt ihre Wunden. Viel von ihnen hätten zudem ihre Positionen schließen müssen und stünden nun erst einmal am Rand und schauten zu.

Finanz- und Autowerte traf der erneute Ausverkauf besonders hart. Die beiden entsprechenden Branchenindizes gaben um 6,63, beziehungsweise 7,68 Prozent nach. Im Bankensektor sorgten verschiedene Nachrichten für Verkaufsdruck. So berichtete das «Wall Street Journal» (WSJ), die US-Aufsichtsbehörde prüfe aus Sorge vor einem Übergreifen der europäischen Schuldenkrise auf das US-Bankensystem das US-Geschäft von europäischen Banken. Die zuständige Federal Reserve Bank von New York habe Informationen über den Kapitalzugang angefordert, schrieb das Blatt unter Berufung auf hochrangige Bankvertreter. Hintergrund sei, dass die Banken wegen der Schuldenkrise in Europa Probleme bei der Finanzierung etwa ihres Kreditgeschäfts und anderer Verpflichtungen in den USA bekommen oder sogar Geld aus den USA abziehen könnten.

Zudem hatte der oberste Finanzaufseher in Schweden ausdrücklich vor einem Austrocknen des Interbankenmarktes mit seinen Konsequenzen für die Wirtschaft gewarnt. Im europäischen Leitindex sackten die Papiere der Societe Generale als schwächster Wert um mehr als 12 Prozent ein. Es folgten die Aktien von Intesa SanPaolo, Barclays und der Royal Bank of Scotland (RBS).

Unter den Autoherstellern gehörten die Papiere von Fiat mit einem Kursverlust von mehr als 13 Prozent zu den grössten Verlierern. Konkurrenten wie PSA Peugeot Citroen, BMW und Renault fielen um acht bis neun Prozent. In London setzten Investoren insbesondere Rohstofftitel auf die Verkaufszettel. Xstrata, Glencore und Kazakhmys waren unter den grössten Verlierern.

Darüber hinaus sorgten Geschäftszahlen des Schweizer Zementherstellers Holcim für Bewegung bei Baustoff-Aktien. Holcim verfehlte im ersten Halbjahr die Markterwartungen deutlich. Holcim-Titel brachen an der Börse in Zürich um mehr als 8 Prozent ein und zogen andere Baustoffwerte europaweit mit nach unten. So verbilligten sich CRH , Saint-Gobain und HeidelbergCement ebenfalls deutlich. Analysten lobten jedoch die fundamentale Stärke Holcims. Die jüngste Kursschwäche dürfe darüber nicht hinwegtäuschen. (awp/mc/ps)

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