London – Zum Wochenabschluss sind die wichtigsten europäischen Aktienindizes auf langjährigem Rekordniveau auf der Stelle getreten. Der EuroStoxx 50 schloss am Freitag mit einem Zuwachs von 0,11 Prozent auf 3.068,00 Punkten, nachdem er im Tagesverlauf abermals eine neue Höchstmarke seit Oktober 2008 gesetzt hatte. In der dritten Woche mit Kursgewinnen in Folge gewann der Leitindex insgesamt 1,44 Prozent. In Paris rückte der Cac 40-Index am Freitag um 0,12 Prozent auf 4.157,14 Punkte vor. Der Londoner FTSE 100 büsste belastet durch schwache Rohstofftitel 0,07 Prozent ein auf 6.082,99 Punkte.
Signale auf Leitzinserhöhungen in Europa in absehbarer Zeit steckte der Gesamtmarkt damit ebenso gut weg, wie einen neuerliche geldpolitische Straffung in China. «Da die Wirtschaft sich schrittweise erholt und der Inflationsdruck steigt, muss die geldpolitische Lockerung überprüft und möglicherweise korrigiert werden», hatte EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi am Freitag gesagt.
Besonders unter Druck geriet allerdings der Rohstoffsektor, wofür Börsianer letztlich die Erhöhung des Mindestreservesatzes für Geschäftsbanken durch die Notenbank Chinas verantwortlich machten. In der Folge zeigte insbesondere der auf Rekordniveau befindliche Kupferpreis über weite Strecken Spuren von Ermüdung in Sorge um möglicherweise sinkende Nachfrage aus dem Reich der Mitte. Dass der schwächere US-Dollar Kupfer letztlich wieder ins Plus trieb, half den Bergbautiteln kaum. Rio Tinto, BHP Billiton und Anglo American sammelten sich mit Abschlägen von jeweils gut 2 Prozent am Ende des «Footsie».
Anglo American legte zudem Zahlen vor. Dank der gestiegenen Rohstoffpreise hatte das Unternehmen 6,5 Milliarden Dollar verdient, 170 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009. Der Umsatz war um 34 Prozent auf 32,9 Milliarden Dollar gestiegen. Experten hatten aber noch mehr erwartet.
Wie bekannt wurde legt der Konzern sein Baustoffgeschäft mit Lafarge zusammen, die neben dieser Meldung ebenfalls ihre Bilanz vorlegten. Der französische Zementhersteller sieht nach einer Geschäftserholung Ende 2010 die Trendwende geschafft. Nach Rückgängen in den Vorquartalen hatte der Umsatz im letzten Jahresviertel um neun Prozent auf knapp vier Milliarden Euro zugelegt. Für dieses Jahr äusserte sich Lafarge zudem optimistisch. Der Konzern rechnet mit einer weltweit zwischen drei und sechs Prozent steigenden Nachfrage.
Mit einem Anstieg um 4,13 Prozent auf 47,895 Euro zogen die an der Cac-40-Spitze liegenden Titel auch den Bausektor an die Spitze der Branchenübersicht. Holcim waren mit plus gut 3 Prozent bester Wert im SMI, HeidelbergCement mit einem Zuwachs von 2,61 Prozent und um gut 2 Prozent festere Saint Gobain vervollständigten das freundliche Branchenbild.
Der im Wochenverlauf mit einem Sprung um fast 5 Prozent besonders glänzende Bankensektor setzte indes etwas von seinem Halbjahreshoch zurück. Mit minus 1,84 Prozent auf 2,5350 Euro waren die Papiere der Intesa SanPaolo schwächster EuroStoxx-Wert. (awp/mc/upd/ps)