London – Ohne klare Impulse haben die wichtigsten europäischen Aktienindizes am Donnerstag auf Rekordniveau stagniert. Besonders die weiterhin starken Finanztitel verhalfen dem EuroStoxx 50 zu einem moderaten Aufschlag von 0,09 Prozent auf 3.064,54 Punkte. Im Tagesverlauf blieb der Leitindex nur knapp unter dem tags zuvor erklommenen höchsten Stand seit Oktober 2008. In Paris rückte der Cac 40-Index um 0,03 Prozent vor auf 4.152,31 Punkte. Der Londoner FTSE 100 legte ebenfalls um 0,03 Prozent zu auf 6.087,38 Punkte.
Der Aktienmarkt tendierte im Tagesverlauf über weite Strecken seitwärts, bevor am Nachmittag gemischte US-Konjunkturdaten zumindest für etwas Bewegung sorgten. Etwas schwächere Arbeitslosenzahlen sowie leicht höhere Verbraucherpreise auf der einen und ein deutlich freundlicheres Geschäftsklima als erwartet in der Region Philadelphia auf der anderen Seite hätten sich aber letztlich neutralisiert, sagten Marktteilnehmer.
Am dritten Tag in Folge verteidigte der Bankensektor den Spitzenplatz in der europäischen Branchenübersicht. Besonders gefragt waren griechische Finanzinstitute abseits der grossen Indizes, aber auch britische Grossbanken wie die Royal Bank of Scotland (RBS) mit plus 3,81 Prozent und Lloyds Banking Group mit einem Aufschlag von 2,95 Prozent im «Footsie» gehörten zu den Favoriten.
Aktien der Societe Generale bauten ihre Kursgewinne nach den Zahlen vom Vortag als drittbester EuroStoxx-Wert um 1,56 Prozent auf 52,040 Euro aus. Weniger gut erging es den Anteilen der BNP Paribas, die sich nach eigener Bilanz und trotz Dividendenerhöhung um 0,34 Prozent auf 58,770 Euro abschwächten. Das Institut hatte trotz eines Rekordgewinns im abgelaufenen Jahr die Erwartungen der Anleger enttäuscht. Ursache der negativen Überraschung war eine Abschreibung auf die Beteiligung der Bank an dem Versicherer gewesen.
Dessen Aktien rutschten mit minus 3,30 Prozent auf 15,400 Euro an das Ende des Leitindex der Eurozone. Europas zweitgrösster Versicherer Axa hatte einen Gewinnrückgang verzeichnet, da half zunächst auch keine Dividendenerhöhung um ein Viertel. Dass der Versicherungssektor gleichwohl fester tendierte, verdankte er den Aktien der ING und der Swiss Re.
Die Papiere des schweizerischen Rückversicherers eroberten mit plus 3,93 Prozent auf 58,200 Franken die Spitze des SMI. Dabei hatten Katastrophen und die Rückzahlung der Krisenhilfe an den US-Milliardär Warren Buffett die Entwicklung 2010 überraschend stark gebremst. Das Kursplus erklärten Börsianer hier aber damit, dass der Konzern die Dividende von 1,00 auf 2,75 Schweizer Franken erhöhen will.
Nestlé gewannen 0,86 Prozent auf 52,900 Franken, nachdem der weltgrösste Lebensmittelkonzern im vergangenen Jahr seinen Umsatz dank Preiserhöhungen und eines rasanten Wachstums in den Schwellenländern kräftig gesteigert hatte. Weniger gut lief es für ABB-Aktien, die nach Zahlen um 3,32 Prozent auf 22,410 Franken abrutschten. Der Überschuss des Energie- und Automationstechnik-Konzerns, der in einigen Sektoren mit Siemens konkurriert, war vor allem wegen Massnahmen zur Kostensenkung um zwölf auf 2,56 Milliarden Dollar (rund 1,9 Mrd Euro) gesunken.
Branchenseitig besonders unter Druck gerieten vor allem Autowerte und Zulieferer. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen. Dementsprechend gehörten die Titel von Daimler und BMW-Papiere mit einem Abschlag von jeweils gut 1 Prozent zu den grössten Verlierern im EuroStoxx 50. Im Cac-40 fielen Michelin mit minus 1,47 Prozent auf. (awp/mc/upd/ps)