EU-Schluss: Klare Verluste – Sorgen um Italien dominieren
London – Sorgen um Italien und die Weltwirtschaft haben die europäischen Börsen am Montag tief ins Minus gezogen. Der EuroStoxx 50 verlor 2,90 Prozent auf 2.709,14 Punkte und knüpfte damit nahtlos an seine schwache Entwicklung vom Ende der vergangenen Woche an, als es nach enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten bereits deutlich nach unten gegangen war. Der CAC 40 in Paris büßte zum Wochenauftakt 2,71 Prozent auf 3.807,51 Punkte ein, der Londoner FTSE 100 verlor 1,03 Prozent auf 5.929,16 Punkte.
Einem Pressebericht zufolge fordert die EZB eine Aufstockung des Rettungsschirms, weil das bestehende Volumen nicht ausreiche, um Italien zu schützen. Zudem waren am Montag die Euro-Finanzminister in Brüssel zusammengekommen, um über Griechenland und das Sorgenkind Italien zu sprechen. Damit bekämen die Sorgen vor einer weiteren Schuldeneskalation in der Eurozone neue Nahrung, sagte Analyst Gregor Kuhn von IG Markets.
Besonders stark unter Druck gerieten die Titel aus der Finanzbranche. Der Stoxx Europe 600 Banks verlor 2,87 Prozent, der Branchenindex für Versicherungen sogar mehr als dreieinhalb Prozent. In Mailand fielen die Aktien der Bank Intesa SanPaolo um 7,74 Prozent auf 1,5260 Euro, sie waren damit auch das Schlusslicht im EuroStoxx 50. Die Papiere der Unicredit büssten 6,33 Prozent auf 1,1540 Euro ein. Belastend wirkte zudem eine negative Branchenstudie der britischen Bank HSBC. Sollten die Ratingagenturen die Bonitätsbeurteilungen für Italien und die italienischen Banken senken, könnten diese 2012 bis zu 26 Prozent ihrer Gewinne einbüssen, schrieb Analyst Carlo Digrandi.
Ebenfalls deutliche Abschläge mussten die Anteilsscheine französischer Banken hinnehmen. Das erklärten Marktteilnehmer damit, dass diese enge Geschäftsbeziehungen mit Italien pflegten. Credit Agricole sackten um 7,66 Prozent auf 8,746 Euro ab, BNP Paribas sanken um 6,75 Prozent auf 46,455 Euro.
Abseits der Finanzbranche büssten in London British Sky Broadcasting (BSkyB) als einer der schwächsten «Footsie»-Werte 4,60 Prozent auf 693,734 Pence ein. Hier belasteten Berichte, denen zufolge die Komplettübernahme des Bezahlsenders durch den Konzern News Corp von Medienmogul Rupert Murdoch doch noch platzen könnte. Vor dem skandalträchtigen Aus für Murdochs Boulevardblatt «News of the World» galt ein reibungsloser Ablauf der Transaktion als sicher.
In Zürich stemmten sich die Lonza-Titel mit einem Plus von 0,90 Prozent auf 67,40 Franken gegen den Trend. Der Spezialchemiekonzern will das US-amerikanische Unternehmen Arch Chemicals für rund 1,4 Milliarden US-Dollar (1,25 Milliarden Franken) übernehmen. (awp/mc/upd/ps)