EU-Schluss: Leichter
London – Neue Nervosität in der europäischen Schuldenkrise nach der Warnung durch Standard & Poor’s (S&P) hat die europäischen Aktienmärkte am Dienstag schwächer schliessen lassen. Damit konnten die Märkte vorerst nicht weiter an die starken Gewinne vom Montag und der Vorwoche anknüpfen. Nach dem Rundumschlag vom Vorabend, in dem S&P die Ausblicke von gleich 15 Euro-Mitgliedsstaaten auf «negativ» gesetzt hatte, sorgte am Dienstag die Warnung für die Anleihen des Krisenfonds EFSF für Unruhe.
Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 ging daraufhin mit Verlusten von 0,54 Prozent bei 2.356,71 Punkten aus dem Handel. In Paris verlor der CAC 40 0,68 Prozent auf 3.179,63 Punkte, der Londoner FTSE 100 schloss dagegen mit 0,01 Prozent leicht im Plus bei 5.568,72 Punkten.
Auch wenn die Überprüfung der Kreditwürdigkeit europäischer Staaten durch S&P an den Märkten als vorhersehbar bezeichnet wurde, belasteten die Ankündigungen der amerikanischen Ratingagentur doch die Stimmung an den Märkten. Marktbeobachter gewönnen dem «Schuss vor den Euro-Bug» jedoch auch positive Seiten ab, kommentierte Marktstratege Gregor Kuhn von IG Markets. Der anstehende EU-Gipfel dürfe nun umso mehr zum Erfolg verdammt sein. Weiterhin hielt sich unter den Marktteilnehmern auch die Hoffnung auf ein Handeln der Europäischen Zentralbank bei ihrem Zinsentscheid am Donnerstag, hiess es am Markt.
Wie auch im deutschen Leitindex Dax trugen die Schwergewichte RWE und Eon mit ihren Kursabschlägen überdurchschnittlich zu den Verlusten des EuroStoxx bei. Die Versorger waren auch quer durch Europa bei den Anlegern nicht gut gelitten. Im Branchenindex Stoxx Europe 600 Utilities waren sie die zweitschwächste Branche, der Subindex verlor 1,82 Prozent. Neben dem Handel mit mehr als zwei Prozent Verlust waren auch Auto- und Zulieferwerte schwach und gaben mehr als ein Prozent ab. Die in den vergangenen Wochen und Monaten immer stark auf Nachrichten aus der Eurozone reagierenden Banken lagen mit vergleichsweise geringen Verlusten von rund einem halben Prozent im Mittelfeld der Branchenwertung.
Finanzwerte aus den Problemländern der Eurozone konnten gar mehrheitlich mit Kursgewinnen aufwarten. Die spanische BBVA , der italienische Versicherer Generali sowie Banco Santander und die Societe Generale legten um ein halbes bis mehr als ein Prozent zu und landeten im oberen Drittel des Kurstableaus des EuroStoxx 50.
Schlusslicht im Leitindex waren RWE-Papiere mit einem Minus von mehr als sieben Prozent. Trotz der weiter angespannten Situation an den Kapitalmärkten hat der Energieversorger seine im August angekündigte Kapitalerhöhung durchgesetzt. Ebenfalls schwach im Leitindex waren mit Verlusten von über sechs Prozent die Titel des französischen Handelskonzerns Carrefour . Der deutsche Kontrahent Metro hatte von einem schwächeren Start in das Weihnachtsgeschäft berichtet.
Aktien des französischen Wasserversorgers Veolia Environnement stemmten sich am Vormittag in Paris wegen beschlossener Entschuldungsmassnahmen noch gegen das schwächere Marktumfeld, mussten sich aber am Schluss mit Verlusten von viereinhalb Prozent zufriedengeben. Der Konzern will durch den Verkauf von Beteiligungen binnen zwei Jahren fünf Milliarden Euro einnehmen.
Aussagen von S&P machten sich auch bei den Papieren von Finmeccanica bemerkbar. Die Ratingagentur stufte die langfristige Bonität des italienischen Rüstungskonzerns ab und begründete dies mit den Gewinnaussichten und laufenden Umstrukturierungen. Die Aktien fielen in Mailand um 4,83 Prozent. (awp/mc/pg)