EU-Schluss: Schwach – Finanztitel rutschen nach Stresstest ab
London – Ein neuerlicher Kursrutsch der Finanztitel hat den wichtigsten europäischen Indizes zum Wochenstart schwer zugesetzt. Die vor dem Wochenende veröffentlichten Ergebnisse des Banken-Stresstests hätten die Sorgen um die Anfälligkeit der Kreditinstitute in der Schuldenkrise alles andere als zerstreut, begründeten Marktteilnehmer. Der EuroStoxx 50 sackte am Montag um 1,79 Prozent auf 2.622,36 Punkte ab, nachdem er in der Vorwoche bereits um 4,1 Prozent abgerutscht war. Der CAC 40 in Paris verlor 2,04 Prozent auf 3.650,71 Punkte und auch der Londoner FTSE 100 ging mit minus 1,55 Prozent deutlich schwächer bei 5.752,81 Punkten aus dem Handel.
Beim Banken-Stresstest mitten in der EU-Schuldenkrise hatten mehr als ein Viertel der getesteten europäischen Banken schlecht abgeschnitten. Acht Institute rasselten bei dem allerdings umstrittenen Krisentest durch – fünf aus Spanien, zwei aus Griechenland und eins aus Österreich. 16 weitere Banken erfüllten die Anforderungen beim Härtetest nur knapp. Auch die anhaltende Diskussion über die Schuldenobergrenze der USA und drohende Ratingabstufungen des Landes sorgt weiter für Mollstimmung.
Die Sektorindizes Stoxx 600 Banken und das Pendant für Versicher waren entsprechend mit Verlusten von über 3 Prozent die Schlusslichter in der Branchenübersicht, die an diesem Handelstag ohne einen Lichtblick blieb. Mit Blick auf die Einzelwerte erwischte es die Papiere von ING mit einem Abschlag von 7,05 Prozent auf 7,071 Euro im EuroStoxx besonders deutlich. Es folgten die Papiere der italienischen Banken Intesa SanPaolo und Unicredit mit einem Minus von jeweils über 6 Prozent. Den Aktien der Societe Generale und von Axa erging es mit Verlusten von über 5 Prozent ebenfalls kaum besser. Auch in London mit Papieren der Lloyds Banking Group und in Zürich mit der Credit Suisse lagen Banken am Indexende.
Ansonsten standen Philips-Aktien nach Zahlen für das zweite Quartal im Fokus. Der niederländische Elektronikkonzern war wegen Abschreibungen tief in die roten Zahlen gerutscht. Gleichzeitig kündigten die Niederländer aber ein 500 Millionen Euro schweres Spar- und ein zwei Milliarden Euro grosses Aktienrückkauf-Programm an. Händler werteten die Aussagen in einer ersten Reaktion eher positiv und lobten insbesondere das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Auch Analysten reagierten eher zustimmend. Die Aktien verloren zuletzt 0,95 Prozent auf 17,200 Euro, lag damit aber im oberen Drittel des europäischen Leitindex.
Thomas Cook rutschten nach dem Kurseinbruch in der Vorwoche um weitere 4,90 Prozent auf 69,91 Britische Pence ab. Eine Zwischenerholung währte damit nur kurz. Händler verwiesen auf einen Artikel der «Sunday Times», demzufolge der Reisekonzern nach der jüngsten Gewinnwarnung Vermögenswerte im Volumen von 200 Millionen Pfund verkaufen wolle.
In Zürich gaben Kühne+Nagel 4,24 Prozent auf 113,00 Schweizer Franken ab. Der Logistikkonzern hatte im zweiten Quartal 2011 eine deutliche Abschwächung der Marktdynamik festgestellt und nahm die Wachstumsprognosen für das eigene Unternehmen zurück. Commerzbank-Analyst Frank Skodzik sprach von etwas unter den Erwartungen liegenden Quartalsergebnissen. Der Fokus liege aber auf dem Ausblick, der wegen schwacher Volumentrends signifikante Unsicherheiten bezüglich der Weltwirtschaft im dritten Quartal hervorbringe. (awp/mc/ps)