EU-Schluss: Schwach – Weiterhin Sorgen um Weltwirtschaft
London – Die Aktienmärkte in Europa haben am Donnerstag erneut an Boden verloren. Die Anleger befürchteten Händlern zufolge weiterhin eine Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums, nachdem am Mittwoch eine Reihe enttäuschender Konjunkturnachrichten die Börsen in den USA auf Talfahrt geschickt hatte. Nun wurde zusätzlich bekannt, dass die Auftragseingänge der US-Industrie im April überraschend deutlich gesunken waren. Zudem reisst die Serie von negativen Bewertungen der Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Griechenland nicht ab:
Nach Standard & Poor’s (S&P) und Fitch hat am Mittwochabend nun auch die Ratingagentur Moody’s die Bonitätsbewertung für das von der Pleite bedrohte Euro-Land gesenkt. Vor diesem Hintergrund hätten die Investoren riskanten Anlagen wie etwa Aktien gemieden, meinten Börsianer.
Der Leitindex EuroStoxx 50 sank um 1,42 Prozent auf 2.783,42 Punkte, nachdem er am Mittwoch bereits 1,20 Prozent verloren hatte. Für den CAC 40 ging es am Donnerstag in Paris um 1,89 Prozent auf 3.889,87 Punkte nach unten und der Londoner FTSE 100 fiel um 1,36 Prozent auf 5.847,92 Punkte. Die Umsätze waren allerdings relativ dünn, da in manchen Länder Christi Himmelfahrt gefeiert wird und die Märkte daher geschlossen blieben.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien des schwer angeschlagenen Handyherstellers Nokia weiter im Fokus: Sie setzten ihre Talfahrt fort, nachdem die Finnen am Dienstag ihre Geschäftsprognosen deutlich nach unten korrigiert hatten und es daraufhin am Mittwoch negative Analystenkommentare gehagelt hatte. Die Citigroup senkte nun ebenfalls ihr Kursziel, und zwar von 5,60 auf 4,10 Euro, und beliess die Papiere auf «Sell».
Zum Handelsschluss büsste Nokia 3,79 Prozent auf 4,5700 Euro ein – seit der Gewinn- und Umsatzwarnung büsste das Papier in knapp drei Handelstagen etwas mehr als 20 Prozent ein. Spekulationen am Markt, dass Microsoft Nokia kaufen könnte, entgegnete Nokia-Chef Stephen Elop. «Solche Gerüchte entbehren jeglicher Basis», sagte er auf der Technologiekonferenz «D9 – All Things Digital» in der Nähe von Los Angeles. Die Aktien von Microsoft sanken derweil um 0,57 Prozent auf 24,29 US-Dollar.
In London gaben die Titel von Kingfisher um 0,99 Prozent nach auf 279,30 Pence. Ian Cheshire, Chef von Europas grösster Baumarktkette, informierte vorläufig über das erste Geschäftsquartal und meldete zwar einen Umsatzanstieg. Dennoch warnte er vor Euphorie: «Wir bleiben dabei, dass dieses Jahr für alle Einzelhändler schwierig wird, vor allem in Grossbritannien.»
Die Minenwerte litten derweil unter den gesunkenen Rohstoffpreisen. So verloren die Aktien von Fresnillo und Xstrata über drei Prozent an Wert.
Die Serco-Aktien gewannen dagegen 4,37 Prozent auf 597,50 Pence, was sie mit Abstand zum Spitzenwert im «Footsie» machte. Eine Kurszielanhebung der Credit Suisse von 670 auf 720 Pence gab Auftrieb. Zudem wurde die Einstufung der Titel des Dienstleistungsunternehmens mit «Outperform» bestätigt.
Unter den Autowerten erlitten vor allem PSA Peugeot Citroen kräftige Verluste von 5,37 Prozent auf 27,60 Euro. Die Renault-Aktien verloren 3,04 Prozent auf 37,90 Euro. Dass der Autoabsatz in Spanien und Frankreich im Mai beträchtlich fiel, wie am Mittwoch berichtet worden war, setzte den Titeln einen weiteren Tag in Folge zu. Auch europaweit zählte der Automobilsektor zu den schwächsten Branchen. (awp/mc/ps)