EU-Schluss: Sehr fest – Finanztitel bleiben Motor der Erholung
London – Finanztitel sind auch am Donnerstag der Motor der Erholung am europäischen Aktienmarkt gewesen. Optimismus, dass der Euro-Gipfel die Lösung der Euroschuldenkrise einen Schritt näherbringt, war laut Börsianern der Grund für die anhaltend starke Erholung von Banktiteln und Versicherungspapieren. Am dritten Gewinntag in Folge kletterte der EuroStoxx 50 daher um 2,13 Prozent auf 2.763,34 Punkte nach oben. Der CAC 40 in Paris gewann 1,66 Prozent auf 3.816,75 Punkte, und der Londoner FTSE 100 stieg um 0,79 Prozent auf 5.899,89 Punkte.
Mit einem Bündel an Hilfsmassnahmen wollen die Euro-Länder Griechenland vor der Pleite retten und eine Ausbreitung der Krise auf andere gefährdete Staaten verhindern. An den Kosten von milliardenschweren Rettungsaktionen will sich erstmals in der dramatischen Schuldenkrise auch die Finanzbranche beteiligen – und zwar freiwillig. Das geht aus dem Entwurf für die Abschlusserklärung des Brüsseler Eurogipfels am Donnerstag hervor. Der europäische Krisenfonds für finanzschwache Eurostaaten EFSF soll vorbeugend für gefährdete Euro-Länder eingreifen und Geld bereitstellen.
Den Stoxx 600 Banks katapultierte dies um 4,12 Prozent an die Spitze der gesamteuropäischen Branchenübersicht. Seit dem Rekordtief seit Berechnung des Index am Montag schoss er damit um gut 9,5 Prozent nach oben. Besonders deutlich ging es für die Papiere der National Bank of Greece mit 10,61 Prozent nach oben, gefolgt von den Papieren der italienischen UBI Banca mit 9,97 Prozent. Auch im EuroStoxx waren italienische Banken Favorit, nachdem Italien und Spanien für die Finanzmärkte seit längerem die nächsten Wackelkandidaten sind. Unicredit setzten sich mit plus 9,95 Prozent auf 1,3810 Euro an die Spitze des Leitindex der Eurozone, gefolgt von Intesa SanPaolo mit einem Zuwachs von 9,54 Prozent auf 1,8030 Euro. Aktien der Societe Generale wiesen als Dritter mit plus 6,19 Prozent bereits einigen Abstand auf.
Auch im «Footsie» bestätigte sich das Branchenbild mit einem Dreierpack von Barclays, Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland (RBS) an der Spitze. Sie legten zwischen 7,75 Prozent und 5,69 Prozent zu. In Zürich fielen Anteile der Credit Suisse besonders auf, die um 6,09 Prozent angesprangen.
Schwächer präsentierte sich dagegen der Techologiesektor nach enttäuschenden Ergebnissen des schwedischen Telekomausrüsters Ericsson und auch der gesenkten PC-Prognose von Intel. Der Stoxx 600 Technology rutschte zeitweise über 3 Prozent ab und lag auch am Ende mit 0,70 Prozent im Minus. Ericsson-Aktien brachen um fast zehn Prozent auf 83,00 Schwedische Kronen ein. Der Telekomausrüster hatte zwar im abgelaufenen Quartal dank eines ungebrochenen Booms bei mobilem Internet den Umsatz und Gewinn gesteigert. Unicredit-Analyst Günther Hollfelder sieht aber vor allem den Nettogewinn weit hinter seinen und den Schätzungen des Marktes. Operativ habe Ericsson aber die Erwartungen erfüllt, der Umsatz habe diese nur knapp verfehlt.
Nokia verbesserten sich dagegen um 2,50 Prozent auf 4,1820 Euro, und halfen am Nachmittag dem Sektor die Verluste einzugrenzen. Der in der Krise steckende Handyhersteller hatte im zweiten Quartal zwar wegen einbrechender Absätze im Handygeschäft einen Verlust eingefahren. Vorstandschef Stephen Elop sprach von enttäuschenden Ergebnissen, sieht das Unternehmen aber auf einem guten Weg, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. (awp/mc/upd/ps)