EU-Schluss: Fest – Optimismus für Schuldentausch
Paris – Vor dem Fristablauf für den griechischen Schuldentausch sind die wichtigsten europäischen Indizes mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel gegangen. Börsianern zufolge zeichnet sich eine deutlich höhere Zustimmung ab als zuletzt befürchtet. Daraufhin verzeichnete der EuroStoxx 50 mit einem Plus von 2,13 Prozent den grössten Zuwachs seit Anfang Februar und schloss bei 2.513,22 Punkten.
Für den CAC 40 ging es in Paris um noch deutlichere 2,54 Prozent auf 3.478,36 Punkte nach oben. Der Londoner FTSE 100 komplettierte das positive Bild mit plus 1,18 Prozent auf 5.859,73 Punkte.
Händlern zufolge liegt die Zustimmung der privaten Gläubiger Griechenlands für einen Schuldenschnitt zwischen 70 und 75 Prozent. Vor Ablauf der Rückmeldefrist am heutigen Abend scheint zumindest die Gefahr einer ungeordneten Staatspleite gebannt zu sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt griechische Staatsanleihen trotz unzureichender Ratings und des bevorstehenden Athener Schuldenschnitts inzwischen auch wieder als Sicherheiten in ihren Refinanzierungsgeschäften an. Für viele Marktteilnehmer ist zudem alleine das Ende der Unsicherheit mit dem heutigen Fristablauf bereits ein positiver Faktor.
Gut kamen auch Wirtschaftsdaten aus Deutschland und Japan an. In Deutschland war die Gesamtproduktion im Januar überraschend stark gestiegen, und Japans Wirtschaft ist im dritten Quartal des laufenden Steuerjahres 2011/12 (31. März) weniger geschrumpft als gedacht.
Im Einklang mit den starken Gewinnen des Euro als Krisenbarometer griffen die Anleger auch am Aktienmarkt wieder zu. Besonders gefragt war der Autosektor, dessen Index angeführt von Renault und Fiat um 3,91 Prozent in die Höhe schoss. Mit Branchen Industriegüter, Immobilien, Chemie, Bau und Banken folgten fünf weitere Indizes mit mehr als zwei Prozent Zuwachs. Am Ende der Branchenübersicht traten die eher defensiven Versorger und Gesundheitstitel kaum bewegt auf der Stelle.
Den Versorgersektor belastete vor allem der Verlust von Enel, die mit minus 5,66 Prozent schwächster EuroStoxx-Wert waren. Der grösste italienische Energiekonzern hat 2011 wegen einer höheren Steuerlast im Heimatland weniger verdient und die Aktionäre müssen sich mit einer geringeren Dividende abfinden.
Am anderen Ende des Leitindex gewannen Daimler 4,86 Prozent, gefolgt von ING, Schneider Electric und der Deutschen Bank mit ebenfalls über vier Prozent Zuwachs.
Im Cac schossen die Papiere von EADS um 10,78 Prozent an die Spitze und auf das höchste Niveau seit Mai 2006. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern hatte dank hervorragender Flugzeugverkäufe seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr fast verdoppelt. Den Aktionären winkt deshalb eine gut doppelt so hohe Dividende wie im Vorjahr. Mit seiner Bilanz übertraf das Unternehmen laut Händlern auf allen Ebenen die Erwartungen.
In Brüssel gab es für die Titel von Anheuser-Busch Inbev mit 52,75 Euro gar ein Rekordhoch zu vermelden. Der weltgrösste Braukonzern hatte 2011 von einer höheren Nachfrage in Lateinamerika und von höheren Preisen profitiert. (awp/mc/ps)