EU-Schluss: Uneinheitlich – EuroStoxx behauptet kleines Plus
Paris – Trotz erfreulich verlaufener Anleiheauktionen in Spanien und Italien haben die wichtigsten wichtigsten europäischen Indizes am Donnerstag ihre Gewinne nicht halten können. Als Belastung machten Börsianer vor allem Konjunkturdaten aus den USA aus. Während der EuroStoxx 50 nach zwischenzeitlichem Dreh ins Minus noch einen Zuwachs von 0,27 Prozent auf 2.345,85 Punkten retten konnte, gab der Cac 40 in Paris um 0,15 Prozent auf 3.199,98 Punkte nach. Der Londoner FTSE 100 verlor 0,15 Prozent auf 5.662,42 Zähler.
Dabei hatten die angeschlagenen Euro-Länder Italien und Spanien den ersten Test am Anleihemarkt im neuen Jahr klar bestanden. Besonders Spanien hatte überzeugt: Mit einer Auktion von drei Staatstiteln mittelfristiger Laufzeit hatte der Staat doppelt so viel Kapital eingesammelt wie geplant. Das derzeit besonders im Fokus stehende Italien hatte sich ebenfalls problemlos frische Mittel am kurzfristigen Geldmarkt besorgt. Händler werteten die Ergebnisse als Bestätigung des positiven Trends an den Sekundärmärkten in den vergangenen Tagen, wo bestehende Anleihen gehandelt werden. Am Nachmittag enttäuschte dann allerdings die unerwartet hohe Anzahl von Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe nebst schwächeren Einzelhandelsumsätzen. Ein Händler verwies zudem auf die Hoffnung einiger Anleger auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank, die letztlich erwartungsgemäss ausgeblieben war.
Finanzwerte setzten ihren zuletzt positiven Trend fort – die Versicherer waren mit plus 1,48 Prozent gefragtester Sektor. Auch hier schmolzen die Gewinne von zwischenzeitlich klar über 3 Prozent aber bis zum Ende deutlich ab. Unicredit sprangen nach einer Kaufempfehlung durch die Citigroup als bester EuroStoxx-Wert um 13,53 Prozent an. Das Papier der italienischen Grossbank habe in den vergangenen drei Monaten erheblich schlechter als die Konkurrenz abgeschnitten und sei nun wieder attraktiver bewertet, schrieb Analystin Azzurra Guelfi. Sobald die Kapitalerhöhung abgeschlossen sei, könne sich das Management auch wieder verstärkt der Restrukturierung widmen.
ING verzeichneten einen Aufschlag von 3,72 Prozent. Der staatlich gestützte niederländische Finanzkonzern schwenkt bei seiner erzwungenen Aufspaltung auf einen neuen Kurs um. Das Versicherungsgeschäft und die Vermögensverwaltung in Asien sollen angesichts der Finanzmarkt-Turbulenzen nun doch nicht zusammen mit der europäischen Versicherungssparte an die Börse gebracht werden, sagte ING-Chef Jan Hommen. Es gebe Anzeichen für ein grosses Interesse an dem asiatischen Geschäft.
Besonders schwach zeigte sich indes nach einem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft und einer Gewinnwarnung der britischen Supermarktkette Tesco der Einzelhandelssektor mit einem Rutsch von 5,74 Prozent. Tesco-Anteile brachen im «Footsie» um knapp 16 Prozent ein. Das Ergebnis im Handelsgeschäft dürfte 2011/12 nur das untere Ende der derzeitigen Konsensspanne erreichen, hiess es. Da der Konzern weiterhin an der Preisschraube drehen wolle, werde zudem im Jahr 2012/13 nur ein kleiner Gewinn abfallen. Aktien der Tesco-Konkurrenten Sainsbury und Morrison Supermarkets sackten im Kielwasser um über 5 Prozent ab.
In Kopenhagen ging es für Papiere von Vestas Wind Systems neuerlich um deutliche 6,59 Prozent bergab. Der weltgrösste Windkraftanlagenbauer streicht trotz dicker Auftragsbücher mehr als 2.300 Arbeitsplätze. Zudem stünden weitere 1.600 Stellen in den USA auf der Kippe, teilte das dänische Unternehmen mit. Vestas gehe zwar mit dem stärksten Auftragsbestand aller Zeiten in das neue Jahr, allerdings müsse sich der Anlagenbauer auf ein schwaches Marktwachstum und schärferen Wettbewerb vorbereiten, sagte Vorstandschef Ditlev Engel. (awp/mc/ps)