London – Die wichtigsten europäischen Börsen haben am Donnerstag Verluste verzeichnet und auf ihren Tagestiefs geschlossen. Der kurz vor Handelsschluss veröffentlichte Stresstest für irische Banken hatte einen zusätzlichen Kapitalbedarf ergeben, der am oberen Ende der Erwartungen lag. Zudem sprachen Händler von Zurückhaltung unter den Anlegern vor dem am Freitag anstehenden monatlichen US-Arbeitsmarktbericht.
Der EuroStoxx 50 schloss mit minus 0,87 Prozent auf 2.910,91 Punkte und gab damit seine Vortagsgewinne wieder ab. Im abgelaufenen Quartal verzeichnete er damit dennoch ein Plus von 4,2 Prozent. In Paris sank der Cac 40 am Donnerstag um 0,88 Prozent auf 3.989,18 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 fiel um 0,66 Prozent auf 5.908,76 Punkte.
Das Stresstestergebnis ergab einen zusätzlichen Kapitalbedarf der irischen Banken in Höhe von 24 Milliarden Euro. Am Markt war der Bedarf auf 20 bis 25 Milliarden Euro geschätzt worden. Der europäische Bankensektor Stoxx Europe 600 Banks, der im Tagesverlauf bereits sukzessive nachgegeben hatte, beschleunigte kurz vor Handelsschluss seine Talfahrt. Mit einem Abschlag von 2,32 Prozent war er mit Abstand Schlusslicht unter den Sektoren. Einiger Sektor im Plus mit 0,23 Prozent war der Stoxx Europe 600 Chemicals.
Die Papiere der Bank of Ireland und der Allied Irish Banks (AIB) blieben an diesem Tag vom Handel ausgesetzt. Unter den anderen Bankenwerten waren die Titel der Intesa SanPaolo Schlusslicht im EuroStoxx 50 mit minus 4,48 Prozent auf 2,088 Euro. Es folgten die Aktien von Unicredit, Credit Agricole, Societe Generale, BNP Paribas, BBVA und Banco Santander, die zwischen 3,7 und 2,4 Prozent nachgaben. In London verloren HSBC Holdings 2,3 Prozent und Barclays 2,2 Prozent.
Schwach zeigte sich auch der Einzelhandelssektor Stoxx Europe 600 Retail, der 1,74 Prozent einbüsste. Bemerkbar machten sich hier unter anderem kräftige Verluste bei den Papieren des Modekonzerns Hennes & Mauritz (H&M), die wegen eines enttäuschenden Quartalsgewinns an der Börse in Stockholm um 3,23 Prozent auf 209,60 Schwedische Kronen absackten. Zudem büssten die Aktien von Dixons weitere 8,2 Prozent ein, nachdem der Elektro-Einzelhändler tags zuvor nach einer Warnung vor sinkenden Gewinnen bereits um etwas mehr als 18 Prozent eingebrochen war.
Bester Branchenindex war indes die Chemie. Der Stoxx Europe 600 Chemicals rückte um 0,23 Prozent vor, was Händler mit einem optimistischen Branchenkommentar der Analysten der Deutschen Bank begründeten. Diese hatten den Sektor unter anderem wegen besserer Aussichten in China von «Neutral» auf «Overweight» hochgestuft. Zu den Favoriten zählen die Experten unter anderem die Papiere von BASF und Croda . BASF stiegen um 0,9 Prozent, Croda legten um 1,8 Prozent zu. Clariant stiegen in der Schweiz um 0,42 Prozent auf 16,57 Franken. Das schweizerische Chemieunternehmen hatte die erste grosse Hürde bei der Übernahme der Süd-Chemie genommen. Die Generalversammlung der Clariant-Aktionäre hatte die Übernahme von mehr als 95 Prozent der Anteile an Süd-Chemie genehmigt.
In Spanien sanken die Aktien von ACS um 0,11 Prozent auf 33,08 Euro. Im Kampf um den Essener Baukonzern Hochtief geht der Aufsichtsrat auf Konfrontationskurs zum spanischen Angreifer ACS. Mit nur einer Ausnahme schlug das Kontrollgremium am Donnerstag sämtliche Vertreter des bisherigen Aufsichtsrats zur Wiederwahl bei der Hauptversammlung am 12. Mai vor. Der spanische Grossaktionär und Baukonzern ACS, der mittlerweile rund 41 Prozent an Hochtief kontrolliert, hatte deutlich mehr Sitze gefordert. Bei dem Aktionärstreffen wird nun eine Kampfabstimmung erwartet. Dabei hat ACS aber gute Chancen, sich durchzusetzen. (awp/mc/gh)