EU-Schluss: Verluste nach gutem Start
London – Die europäischen Aktienmärkte haben am Mittwoch vor dem anstehenden EU-Gipfel mit Abschlägen auf wiederkehrenden Pessimimus reagiert. Am Vormittag hatten die Börsenbarometer noch komfortabel in der Gewinnzone gelegen. Der EuroStoxx war zwischenzeitlich sogar über die 2.400-Punkte-Marke gesprungen, bis die an den Gipfel gestellten Erwartungen etwas verpufften. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 ging daraufhin mit Verlusten von 0,50 Prozent bei 2.344,92 Punkten aus dem Handel.
In Paris verlor der CAC 40 0,11 Prozent auf 3.175,98 Punkte, der Londoner FTSE 100 gab 0,39 Prozent auf 5.546,91 Punkte ab.
Die Anleger schienen sich nicht mehr so sicher zu sein, ob es auf dem Gipfeltreffen tatsächlich zum finalen Befreiungsschlag in der Schuldenkrise komme, schrieb Marktstratege Gregor Kuhn von IG Markets. Deshalb seien vorerst Gewinne mitgenommen worden. Auch die Gerüchte um ein Massnahmenpaket der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten sich nicht positiv auf die Stimmung auswirken können. Zudem hätten schwache Konjunkturdaten aus Grossbritannien, Italien und Deutschland die Kurse belastet.
Andere Börsianer verwiesen darauf, dass aus deutschen Regierungskreisen zu hören gewesen sei, auf dem EU-Gipfel könne nicht mit einem Durchbruch im Kampf gegen die Schuldenkrise der Eurozone gerechnet werden.
Banken waren am Mittwoch in Europa dennoch nicht die grössten Verlierer, sondern hielten sich gemessen am Branchenindex durchschnittlich im Markt. Der Subindex Stoxx Europe 600 Banks des breiten Stoxx Europe 600 gab rund ein halbes Prozent ab. Schwach schnitt der Branchenindex der Autobauer ab: Eineindrittel Prozent gaben Europas Automotive-Titel ab. Positiv hoben sich die Aktien von Lebensmittel- und Getränkefirmen ab, deren Branchenindex mit fast einem Prozent im Plus an der Spitze lag.
Dennoch fanden die Anleger auch am Mittwoch wieder Finanzwerte am unteren Ende des Kurstableaus. Die Papiere der niederländischen ING gerieten mit fast fünf Prozent Verlust stark unter Druck. Das Unternehmen rechnet für das vierte Quartal mit einer Milliardenbelastung durch seine US-Versicherungstochter. Der Konzern kündigte eine Abschreibung zwischen 0,9 und 1,1 Milliarden Euro im Geschäft mit fondsgebundenen Rentenversicherungen an.
Die Aktien der italienischen Intesa SanPaolo verloren mit drei Prozent ebenfalls deutlich, nachdem sie bis zum Mittag noch zu den festen Werten gezählt hatten. Die sich eintrübende Stimmung zog den Kurs der Titel mit in die Verlustzone. Wie schon am Vortag musste auch der französische Handelskonzern Carrefour Abstriche beim Kurs seiner Anteilsscheine hinnehmen. Er gab um weitere drei Prozent nach. Analysten der Royal Bank of Scotland hatten die Titel zum Verkauf empfohlen. Am Vortag erst hatten die Franzosen nach der Gewinnwarnung der deutschen Metro mehr als sechs Prozent verloren.
Auch Nokia machen den Eignern weiter Sorgen: Für die Aktien der Finnen ging es um merh als drei Prozent nach unten. An die Spitze des EuroStoxx schafften es hingegen Philips, der Pharmakonzern Sanofi-Aventis sowie Danone und Unilever mit Kursgewinnen von rund anderthalb bis zwei Prozent. (awp/mc/upd/ps)