EU-Schluss: Verluste – Wieder trübe Konjunkturaussichten

London – Wieder verstärkte Sorgen um eine Wachstumsabschwächung haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag unter Druck gesetzt. Vor allem Finanzwerte mussten herbe Verluste einstecken, da zudem auch noch in den USA das Finanzinstitut JPMorgan den Auftakt der Berichtssaison unter den grossen Banken kräftig verpatzt hatte. Insofern fiel der EuroStoxx 50 um 1,67 Prozent auf 2.332,52 Punkte. Damit hat der Leitindex der Eurozone seit Jahresbeginn etwa 16 Prozent an Wert eingebüsst.

In Paris verlor der CAC 40 zum Handelsschluss 1,33 Prozent auf 3.186,94 Punkte. In London sank der FTSE 100 nur um 0,71 Prozent auf 5.403,38 Punkte. Deutliche Gewinne bei den Aktien von Rolls-Royce verhinderten dort grössere Verluste.

Im Euroraum dürfte sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2011 nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich abkühlen. Zudem drückte die unverändert klare Position der EZB gegen eine zwanghafte Beteiligung privater Kreditgeber zur Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise auf die Kurse dies- und jenseits des Atlantiks.

Ausserdem erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands in ihrem Herbstgutachten nur noch ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,8 Prozent im kommenden Jahr. Ferner waren in China die Ein- und Ausfuhren im September weniger stark gestiegen als prognostiziert. Kaum beachtet wurde hingegen, dass als letzter der 17 Euro-Staaten nun auch die Slowakei für eine Erweiterung des Rettungsschirms EFSF gestimmt hatte. Dies war bereits erwartet worden.

Die Bankentitel hatten nur im frühen Handel von Signalen hinsichtlich eines wieder zunehmenden Vertrauens unter den Finanzinstituten durch die geringen Einlagen bei der EZB profitiert. Gegen Mittag aber sackten die Papiere deutlich ab, denn Experten rechnen damit, dass die europäische Bankenaufsicht von den Finanzinstituten eine deutlich höhere Eigenkapitalquote verlangen wird als bisher. Zudem schlug die Staatsschuldenkrise auf das eigentliche Geschäft der US-Bank JPMorgan durch und dies habe die Talfahrt der europäischen Finanzaktien noch einmal verstärkt, meinten Börsianer.

Zum Handelsschluss sackten die Titel der Unicredit am EuroStoxx-Ende um 12,10 Prozent auf 0,9265 Euro ab. Die Aktien von BNP Paribas, Societe Generale und Intesa SanPaolo büssten zwischen 5,7 und 8,2 Prozent ein.

Die Papiere von Roche gaben um 4,47 Prozent nach, nachdem das schweizerische Pharmaunternehmen für die ersten neun Monate wegen des starken Franken einen Umsatzrückgang gemeldet hatte. Die Titel von Carrefour sackten um 5,92 Prozent ab, nachdem der französische Einzelhändler für dieses Jahr mit einem stärkeren Gewinnrückgang als bisher rechnet.

Ebenfalls in Paris verteuerten sich die Titel von Alcatel-Lucent um 5,26 Prozent und waren damit der klare Spitzenreiter im CAC-40. Nach einem Bericht der «Financial Times» hatte sich der französisch-amerikanische Telekomkonzern mit dem Finanzinvestor Permira über den Verkauf seines Call-Center-Geschäft geeinigt.

Für einen kräftigen Kursanstieg von 15,26 Prozent auf 32,85 Schweizer Franken bei Bank Sarasin sorgte ein Bericht in der «Handelszeitung», wonach Julius Bär an einem Kauf des Konkurrenten interessiert sei. Die Papiere von Julius Bär zogen um 0,61 Prozent an. Nach Ansicht von Goldman Sachs könnte das Finanzinstitut mit der Bank Sarasin einige Synergieeffekte heben.

In London setzten sich Rolls-Royce mit einem satten Aufschlag von 9,90 Prozent an die «Footsie»-Spitze. Der britische Triebwerksbauer will seinen Anteil an an dem Konsortium IAE verkaufen, das ein Triebwerk für den Airbus-Kassenschlager A320 liefert. (awp/mc/upd/ps)

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