London – Die wichtigsten europäischen Indizes haben die Woche mit dem vierten Gewinntag in Folge abgeschlossen. Nach dem Optimismus im Vorfeld hätten nun die Ergebnisse des Euro-Gipfels den Markt angetrieben, sagten Börsianer. Für den EuroStoxx 50 ging es am Freitag um 0,34 Prozent nach oben auf 2.772,60 Punkte. Auf Wochensicht zog der Index vor allem dank der stark erholten Finanztitel um 3,63 Prozent an. Der CAC 40 in Paris gewann am Freitag 0,68 Prozent auf 3.842,70 Punkte, und der Londoner FTSE 100 stieg um 0,60 Prozent auf 5.935,02 Punkte.
Marktteilnehmer werteten das neue Rettungspaket für Griechenland, das erstmals eine Beteiligung privater Gläubiger vorsieht, als «Befreiungsschlag». Die Ankündigung der Ratingagentur Fitch, Griechenland-Anleihen wegen der Umtauschmöglichkeit für Banken und Versicherungen kurzzeitig als Zahlungsausfalls zu werten, beunruhigte die Märkte kaum. Die Anleihen seien letztlich durch den Euro-Rettungsschirm EFSF garantiert, hiess es. Nach der Herabstufung solle deshalb auch die Kreditwürdigkeit Griechenlands wieder angehoben werden, teilte Fitch mit.
Branchenseitig war zum Wochenschluss ein Favoritenwechsel zu beobachten. Zuletzt starke Banken liefen mehrheitlich der Marktbewegung ebenso hinterher wie Versicherungstitel. Der seit dem Rekordtief am Montag bis zum Tageshoch am Freitag um über 12 Prozent erholte Index Stoxx 600 Banks verlor letztlich 0,24 Prozent. Für den Stoxx 600 Insurance , der sich vom tiefsten Stand seit Dezember aus um fast 10 Prozent verbessert hatte, blieb ein moderater Anstieg um 0,30 Prozent. Griechische Bankentitel widersetzten sich aber dem Trend und schossen wie die Alpha Bank mit plus 18,81 Prozent nach dem Euro-Gipfel deutlich nach oben. Zuletzt besonders gefragte italienische und spanische Bankentitel gaben dagegen Gewinne ab, allen voran Unicredit als schwächster EuroStoxx-Wert mit minus 4,56 Prozent auf 1,3180 Euro.
Klarer Favorit in der Branchenübersicht war der Stoxx 600 Travel + Leisure, der sich mit plus 2,08 Prozent an der Spitze absetzte. Er wurde angetrieben von deutlichen Gewinnen bei Aktien von Thomas Cook und Ryanair, die um fast 6 beziehungsweise knapp 5 Prozent zulegten. Sie folgten Easyjet-Papieren , die gar um 17,68 Prozent angesprungen waren. Der britische Billigflieger fliegt nach einem starken dritten Geschäftsquartal auf Gewinnkurs. Für den wichtigsten Absatzmonat August seien bereits 75 Prozent der Tickets verkauft, sagte Unternehmenschefin Carolyn McCall bei der Vorlage des Zwischenberichts. An der Spitze des «Footsie» bestätigten Tui Travel mit plus 3,54 Prozent auf 195,84 Pence das positive Branchenbild.
Ebenfalls nach Zahlen rutschten Syngenta-Aktien in Zürich um 1,90 Prozent auf 269,00 Franken ab. Börsianer bemängelten in der insgesamt «wie erwartet» ausgefallen Bilanz vor allem die schlechte Marge. Julius Bär setzten sich nach Zahlen des Schweizer Vermögensverwalters vom Branchentrend ab und hielten einen Gewinn von 2,07 Prozent auf 36,03 Franken.
In London zählten Vodafone mit einem Aufschlag von 2,01 Prozent auf 164,55 Pence zu den Favoriten. Der britische Mobilfunkkonzern setzte im ersten Quartal seines Geschäftsjahres wegen der hohen Nachfrage beim mobilen Internet und in Schwellenländern mehr um. Börsianer stuften das Umsatzwachstum «besser als erwartet» ein. (awp/mc/upd/ps)