EU-Schluss: Weitere Verluste

EU-Schluss: Weitere Verluste

Paris – Anhaltende Sorgen um den Finanzsektor haben die europäischen Börsen am Donnerstag weiter ins Minus gedrückt. Die Kapitalerhöhung der italienischen Bank Unicredit habe die Investoren verschreckt und das Vertrauen in die Branche erschüttert, sagte ein Aktienstratege. Nun machten Spekulationen über anstehende ähnliche Massnahmen anderer Häuser die Runde. Auch eine Anleiheauktion in Frankreich gab den Kursen keinen nachhaltigen Auftrieb. Zwar hatte Frankreich die angestrebten acht Milliarden Euro bei robuster Nachfrage nahezu komplett aufnehmen können. Die Renditen waren jedoch relativ hoch geblieben. Von uneinheitlichen US-Daten kamen ebenfalls keine positiven Impulse.

Der EuroStoxx 50 schloss mit Verlusten von 1,45 Prozent bei 2.315,75 Punkten und knüpfte damit an seine schwache Vortagsentwicklung an. In Paris ging es für den CAC 40 um 1,53 Prozent auf 3.144,91 Punkte nach unten. Der spanische IBEX-35-Index und der italienische FTSE MIB sackten sogar um knapp drei beziehungsweise über dreieinhalb Prozent ab. Der britische FTSE 100 hielt sich indes mit Abschlägen von 0,78 Prozent auf 5.624,26 Punkte einmal mehr etwas besser als die meisten anderen europäischen Indizes.

Wie schon zur Wochenmitte mussten die Bankenwerte auch am Donnerstag die heftigsten Verluste verkraften. Der Sektorindex Stoxx Europe 600 Banks war mit einem Minus von 3,24 Prozent abermals Schlusslicht in der Branchenübersicht. Dahinter büsste der Subindex für die Versicherer 1,99 Prozent ein. Abgeschlagen am EuroStoxx-Ende notierten abermals Unicredit, die mehrfach vom Handel ausgesetzt wurden und um weitere 17,27 Prozent auf 4,4800 Euro einbrachen. Die Papiere des heimischen Konkurrenten Intesa SanPaolo sackten um 7,33 Prozent auf 1,1890 Euro ab. Für Deutsche Bank, Societe Generale, BNP Paribas und BBVA ging es jeweils um über fünf Prozent nach unten.

Ausserhalb des Leitindex verloren Credit Agricole 5,21 Prozent. Die französische Bank stellt ihrer griechischen Tochter Emporiki weitere zwei Milliarden Euro Kapital zur Verfügung, damit diese sich gegen den Druck der Schuldenkrise und die griechische Rezession wappnen kann. Die Franzosen hatten Emporiki im Herbst vergangenen Jahres komplett übernommen. Die Aktien der britischen Royal Bank of Scotland (RBS) verloren 2,36 Prozent und damit deutlich mehr als die Titel der Konkurrenten HSBC Holdings und Lloyds Banking Group. Einem Bericht der «Financial Times» zufolge könnte das Geldinstitut bis zu 10.000 Stellen streichen. Vor allem das Geschäft mit Aktien solle stark zurückgefahren oder sogar ganz eingestellt werden. Insgesamt soll das Geschäftsvolumen im Investmentbanking so gut wie halbiert werden.

Dagegen stieg der Autobauer- und Zulieferer-Index um 1,06 Prozent. Er profitierte davon, dass die weltweite Autobranche ein starkes Jahr hinter sich hat. Neben dem boomenden China legte auch der wichtige US-Markt deutlich zu. Im Mailänder Aktienmarkt gehörten entsprechend die Titel des Autobauers Fiat und des Reifenherstellers Pirelli zu den wenigen Gewinnern.

Die Aktien von L’Oreal gewannen 0,11 Prozent auf 81,42 Euro, nachdem der Kosmetikahersteller für das vergangene Jahr ein vierprozentiges Umsatzplus in Aussicht gestellt und sich auch für 2012 zuversichtlich gezeigt hatte. Nokia legten nach einer Empfehlung der Credit Suisse um satte 7,05 Prozent auf 4,16 Euro zu, nachdem das schweizerische Institut die Titel des schwächelnden finnischen Handyherstellers von «Underperform» auf «Outperform» hochgestuft hatte.  (awp/mc/ps)

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