EU-Schluss: Gewinne schmelzen – Sorgen um Italiens Stabilität
Paris – Erneute politische Unruhe in Italien hat die Erholung der europäischen Aktienmärkte am Freitagnachmittag ausgebremst. Zuvor hatte der wieder aufgekeimte vorsichtige Optimismus in Sachen Handelskrieg noch deutlicher gestützt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste im späten Handel einen Teil seiner Gewinne ein, rettete aber immer noch ein Plus von 0,45 Prozent auf 3426,76 Punkte über die Ziellinie. Das bedeutet auf Wochensicht einen Anstieg um knapp 2,8 Prozent.
In Paris rückte der Cac-40-Index am Freitag um 0,56 Prozent auf 5480,48 Punkte vor und in London stieg der FTSE 100 um 0,32 Prozent auf 7207,18 Zähler.
Trotz der Erholung der letzten Tage fällt die Bilanz für den Monat August negativ aus, nachdem die Ankündigung neuer US-Zölle auf chinesische Waren die Kurse gleich zu Monatsbeginn heruntergerissen hatte. Experten sehen den Handelskrieg als aktuell grösstes Risiko für die Weltwirtschaft.
So ergibt sich für den EuroStoxx 50 ein August-Minus von mehr als einem Prozent, wenngleich in den vergangenen Tagen wieder leicht positive Signale aus den USA und China kamen. Den neuesten Aussagen von US-Präsident Donald Trump zufolge stehen für die USA und China nun wieder Gespräche zum Thema Handel auf der Agenda. Details gab es jedoch keine. Tags zuvor hatte es zudem aus dem chinesischen Wirtschaftsministerium geheissen, eine Eskalation der Streitigkeiten sei keiner Seite dienlich.
Am Freitag nahm die Sorge um die politische Stabilität Italiens dann wieder zu: Der Chef der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung irritierte, indem er die Sozialdemokraten (PD) mit Forderungen unter Druck setzte. «Entweder wir einigen uns auf unsere Programmpunkte oder wir machen nicht weiter», sagte Luigi Di Maio nach Gesprächen mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. So arbeiten die Sterne nach dem Scheitern der Allianz mit der rechten Lega derzeit an einer Regierungsbildung mit den Sozialdemokraten. Der italienische Leitindex FTSE MIB drehte auf die Aussagen hin ins Minus.
Mit Blick aufs Branchentableau waren Bergbauwerte, aber auch der Immobiliensektor und der Autosektor besonders gefragt. Die Aktien von Autozulieferern wurden dabei von einer Studie der UBS gestützt. Die drei französischen Vertreter Michelin , Valeo und Faurecia zeigten sich entsprechend stark mit Gewinnen zwischen 1,75 und knapp 3 Prozent.
In der Schweiz zog der Pharmakonzern Novartis die Aufmerksamkeit auf sich. Das Multiple-Sklerose-Medikament Ofatumumab erreichte laut dem Unternehmen in zwei unter dem Namen «Asclepios» laufenden Studien die primären Endpunkte. Das passt ganz in das Bild, dass Jefferies-Analyst Peter Welford von Novartis hat. Die Menge an neuen Medikamenten, die künftig zugelassen werden dürften, sei beeindruckend und werde aktuell noch unterschätzt, schrieb er in einer Studie und bekräftigte seine Kaufempfehlung für die Aktie. Das Papier gewann in Zürich mehr als ein Prozent.
Dagegen ging es für den Anteilsschein des Rückversicherers Swiss Re um drei Prozent abwärts. Am Markt wurde als Auslöser auf den sich auf Florida zubewegenden Wirbelsturm «Dorian» verwiesen.
Die Aktie von ABN Amro rückte um fast ein Prozent vor und profitierte dabei von einer Studie der HSBC. Die britische Investmentbank empfiehlt das Papier der niederländischen Bank nun zum Kauf. Eine mögliche Übernahme von De Volksbank zu einem günstigen Preis könnte einen kräftigen Gewinnzuwachs bedeuten, hiess es.
In Grossbritannien erholten sich die Anteile von Micro Focus mit etwas mehr als fünf Prozent Plus von ihrem Kurssturz. Sie waren am Vortag um nahezu ein Drittel eingebrochen, nachdem der Softwarekonzern seine Jahresziele gekappt hatte. (awp/mc/pg)