Paris – An den europäischen Börsen hat sich nach der Euphorie vom Freitag wieder etwas Unsicherheit breit gemacht. Der Leitindex EuroStoxx 50 fiel am Montag um 0,55 Prozent auf 3672,18 Punkte. In Paris verlor der Leitindex Cac 40 0,59 Prozent auf 5837,25 Punkte, während sich der britische FTSE 100 («Footsie») mit minus 0,08 Prozent auf 7233,90 Punkte kaum vom Fleck bewegte.
Noch am Freitag hatten überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten dem europäischen Handel sichtlich Schwung verliehen. Nun stehen jedoch die grossen wirtschaftspolitischen Problemfelder namens Handelskonflikt und Briten-Wahl wieder mehr im Fokus.
An diesem Donnerstag wählt Grossbritannien sein neues Parlament. Börsianer erhoffen sich dadurch zwar Klarheit, wie es in Sachen Brexit weitergeht – zugleich fürchten sie aber eine weitere Hängepartie, sollte sich die Regierungsbildung nach der Wahl als schwierig erweisen.
Premierminister Boris Johnson hat mit seinen Konservativen in Umfragen derzeit weiter klar die Nase klar vorn. Er will den Austritt aus der Europäischen Union (EU) zum 31. Januar umsetzen. Der Chef der Labour-Partei Jeremy Corbyn will den Austritt noch einmal verschieben und innerhalb von drei Monaten ein neues Abkommen mit Brüssel aushandeln. Ihm schwebt ein Brexit mit sehr enger Bindung an die EU vor.
Neben dem Brexit ist es vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der Anlegern seit langer Zeit Bauchschmerzen bereitet. Am 15. Dezember sind weitere US-Zollerhöhungen gegenüber China angesetzt – wenn es denn nicht zu einem Aufschub oder gar dem ersehnten ersten Teilabkommen kommt.
Bei den Einzelwerten richteten Investoren ihre Aufmerksamkeit am Montag vornehmlich auf AMS . Das österreichische Elektronikunternehmen hatte mit seiner Übernahmeofferte für Osram nach langem Ringen letzten Endes Erfolg: Mehr als 55 Prozent der Osram-Aktionäre nahmen das Angebot von 41 Euro je Aktie an. Während die Osram-Aktien in Frankfurt um rund 15 Prozent auf gut 44 Euro in die Höhe schnellten, sackten die Papiere der wachsenden, aber hochverschuldeten Österreicher um knapp 5 Prozent ab.
Am EuroStoxx-Ende büssten die Anteilsscheine von Sanofi rund 2 Prozent ein. Der französische Pharmakonzern will mit dem Kauf des US-Pharmaunternehmens Synthorx sein Krebsgeschäft stärken. Dessen Papiere schnellten in New York in etwa auf Höhe des Angebotspreises von 68 US-Dollar je Aktie, damit verdreifachte sich der Kurs fast.
Die Papiere der britischen Supermarktkette Tesco schliesslich waren nach der Mitteilung über einen möglichen Verkauf des Asien-Geschäfts gefragt. Die Aktien zogen an der «Footsie»-Spitze um fast 5 Prozent an. (awp/mc/pg)