EU-Schluss: Anleger halten sich vor Fed-Entscheid zurück
Paris – Auf einem mittlerweile erreichten Sechswochenhoch haben sich die Anleger am Mittwoch an den europäischen Börsen erst einmal zurückgehalten. Sie warten nun gespannt auf den am Abend anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed mit der zentralen Frage, ob diese den Markt tatsächlich auf fallende Zinsen in den USA einstimmen wird.
Der EuroStoxx schloss knapp mit 0,05 Prozent im Plus bei 3454,70 Punkten. Am Vortag hatte er noch deutlichen Rückenwind von einer anderen Notenbank erhalten, EZB-Präsident Mario Draghi hatte ihn am Dienstag mit der Aussicht auf weitere Leitzinssenkungen beflügelt. Damit bleiben die Währungshüter im Juni das zentrale Börsenthema. Angetrieben von der hoffnung auf eine weltweit lockere Geldpolitik hat der EuroStoxx in diesem Monat schon mehr als 5 Prozent zugelegt.
Für den französischen Cac 40 ging der Mittwoch mit einem kleinen Zugewinnn von 0,16 Prozent auf 5518,45 Punkte zu Ende. Der britische Leitindex FTSE 100 dagegen verlor 0,53 Prozent auf 7403,54 Zähler.
Die Währungshüter von der Fed dürften zwar den Leitzins dieses Mal noch in der Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent belassen, dabei sind sich die meisten Ökonomen einig. Notenbankchef Jerome Powell und andere Notenbankmitglieder haben aber immer wieder auf die Möglichkeit einer Zinssenkung hingewiesen. Beobachter halten es deshalb für möglich, dass die Fed die Anleger in ihrem Kommentar auf eine Zinssenkung einstimmen wird.
Im europäischen Branchenvergleich mussten zur Wochenmitte vor allem Rohstoff- und Immobilientitel mit einem Abschlag von bis zu 1,5 Prozent bei ihren Branchenindizes Federn lassen. Im Rohstoffbereich gaben Rio Tinto mit einem Abschlag von 4,7 Prozent die schwache Marschrichtung vor. Der Minenkonzern rechnet infolge von Naturkatastrophen in Australien mit weniger Eisenerzlieferungen.
Der Immobilienbereich wurde erneut belastet von Kursabschlägen bei deutschen Vertretern, nachdem der Berliner Senat Eckpunkte für ein fünfjähriges Einfrieren der Mietpreise in der Hauptstadt beschlossen hatte. Aktien des besonders stark davon betroffenen Unternehmens Deutsche Wohnen waren mit 4,8 Prozent das Schlusslicht im Branchenindex.
Auf der Gewinnerseite standen dieses Mal zuletzt nicht sonderlich gefragte konjunkturempfindliche Branchen, allen voran Banken und Automobilwerte mit Anstiegen bei ihren Teilindizes von mindestens 1 Prozent. Im Autobereich gaben vor allem die Zulieferer den Takt vor, unter anderem mit den französischen Unternehmen Faurecia und Valeo . Deren Papiere rückten in Paris um 3,6 und 3,4 Prozent vor. Die Citigroup sprach in einer Studie von einer vielversprechenden Bewertung des Autosektors.
Schwäche zeigten derweil weiter die Fluglinienpapiere, nachdem zuletzt schon die Lufthansa mit einer Gewinnwarnung die Branche schockte. Nun nahm Analyst Andrew Lobbenberg von der britischen Bank HSBC eine zunehmend vorsichtige Haltung gegenüber europäischen Airlines ein. Er stufte die Aktien von IAG , Air France-KLM und Easyjet ab. Deren Papiere verloren zwischen 3,2 und 3,6 Prozent. (awp/mc/pg)