EU-Schluss: ESTX50 klettert 1,2% auf 3’154 Punkte
London – Nach dem jüngsten Ausverkauf an Europas Börsen haben die Anleger zur Wochenmitte wieder zugegriffen. Für etwas mehr konjunkturelle Zuversicht sorgte am Mittwoch unter anderem eine Erholung der Ölpreise. Der EuroStoxx 50 kletterte um 1,21 Prozent auf 3153,91 Punkte und ging damit in Reichweite des Tageshochs aus dem Handel. Die herben Kursverluste vom Vortag hat er damit fast wieder aufgeholt.
Der freundlichen Tendenz konnten neue Nachrichten zur italienischen Schuldenproblematik nichts anhaben. Die EU-Kommission hatte den Haushaltsplänen der Regierung in Rom erwartungsgemäss eine endgültige Absage erteilt und zugleich den Weg frei gemacht für ein Sanktionsverfahren. In Rom gab man sich daraufhin uneinsichtig und wies die Verantwortung von sich. Auch das Ringen um den britischen EU-Ausstieg ging zur Wochenmitte auf beiden Seiten weiter.
Im Einklang mit dem EuroStoxx liessen auch die wichtigsten Länderbörsen die Schwächephase vorerst hinter sich: Der Pariser Cac 40 legte um 1,03 Prozent auf 4975,50 Zähler zu, während der Londoner FTSE 100 sogar um 1,47 Prozent auf 7050,23 Punkte stieg. In Italien ging es für den Leitindex FTSE MIB ebenfalls um etwa eineinhalb Prozent hoch.
Im Branchenvergleich gab es zur Wochenmitte nur Gewinner. Am deutlichsten ging es mit bis zu 2,2 Prozent für die zuletzt besonders stark gefallenen Branchenwerte aus den Automobil-, Technologie- und Bankensektoren aufwärts. Papiere des Autobauers Volkswagen, des Chipzulieferers ASML und der italienischen Bank Intesa Sanpaolo bildeten entsprechend die Spitzengruppe im Eurostoxx.
Die zur Wochenmitte wieder anziehenden Ölpreise stützten ferner die Total-Aktien, die nach dreitägiger Verlustserie um etwas mehr als 1 Prozent zulegte. Der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent erholte sich von vom tiefsten Stand in diesem Jahr. In Zusammenhang gebracht wurde dies mit einer ausgeweiteten Erdölförderung durch Saudi-Arabien.
In London sorgten die Aktien des Spezialchemie- und Metallkonzerns Johnson Matthey mit einem Kurssprung um 13 Prozent für positive Aufmerksamkeit. Marktanalyst David Madden von CMC Markets lobte einen Gewinnsprung im ersten Geschäftshalbjahr, einen positiven Ausblick und eine angehobene Zwischendividende.
Dagegen gaben die Aktien der britischen Baumarktkette Kingfisher wegen anhaltender Probleme im Frankreich-Geschäft um etwa 3 Prozent nach – sie waren so das Schlusslicht im FTSE 100. Titel des Softwarekonzerns Sage wandelten frühe deutliche Abschläge nach der Zahlenvorlage noch in ein Plus von 2 Prozent um.
Eine negative Analystenstimme der britischen Investmentbank HSBC drückte die Papiere des Brillenglasherstellers EssilorLuxottica mit 1,4 Prozent ins Minus. Analyst Antoine Belge gab sein bisheriges Kaufvotum auf, weil er das Papier angesichts der Führungsrisiken für den fusionierten Konzern für zu teuer hält.
In Zürich sorgten die zuletzt stark gebeutelten Papiere des Halbleiterunternehmens AMS mit einem 9-prozentigen Kurssprung für Aufsehen. Sie erholten sich so von ihrem am Vortag erreichten tiefsten Stand seit Oktober 2016, der mit der zuletzt allgemein sehr trüben Branchenstimmung im Technologiebereich einher gegangen war. (awp/mc/ps)