Paris – Neue Spannungen zwischen den USA und China haben Europas Aktienmärkten am Freitag gebremst. Der EuroStoxx 50 schloss mit 3000,61 Punkten nahezu unverändert zum Vortag. Er vermied somit haarscharf einen Fall unter die psychologisch wichtigen Marke von 3000 Punkten. Das war letztmals vor mehr als zwei Jahren der Fall. Auf Wochensicht verbuchte der Leitindex der Eurozone ein Minus von 3 Prozent.
Die US-Regierung wirft China vor, bei grossangelegten Hackerangriffen auf die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten massenhaft Geheimdaten gestohlen zu haben. Peking wies die Beschuldigungen umgehend zurück. Beide Länder liegen ohnehin schon wegen ihres Handelskonflikts über Kreuz, wenngleich sie Anfang Dezember einen 90-tägigen «Waffenstillstand» geschlossen hatten. Als zusätzliche Belastung für die Börsen werten Beobachter die Gefahr eines teilweisen Stillstands der Regierungsgeschäfte in den USA, weil Präsident Donald Trump und der Kongress sich über die Finanzierung einer Grenzmauer zu Mexiko streiten.
Diese negativen Nachrichtenlage verhinderte auch bei den anderen europäischen Aktienindizes eine Erholung: Der britische FTSE 100 stieg um 0,14 Prozent auf 6721,17 Punkte. Der französische Cac 40 schloss mit 0,04 Prozent moderat höher auf 4694,38 Zähler. Verluste meldeten die Börsen in Madrid und Mailand.
Auf dem europäischen Branchentableau waren die zuletzt gebeutelten Aktien von Bergbaukonzernen die einzigen Gewinner: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um 1,2 Prozent zu. Dagegen lag der Index der Telekommanbieter am Ende der Sektoren mit einem Minus von 0,8 Prozent ein.
Anleger feierten den Kauf des Deutschlandgeschäfts von Delivery Hero durch den niederländischen Essenslieferdienst Takeaway.com : Aktien von Delivery Hero schnellten um gut 10 Prozent aufwärts, Papiere von Takeaway.com schossen sogar um fast 30 Prozent nach oben. In London verteuerten sich die Titel des Rivalen Just Eat um 3 Prozent.
Der Kaufpreis von insgesamt 930 Millionen Euro für das deutsche Geschäft von Delivery Hero beinhalte einen Aufschlag von rund 35 Prozent auf die letzte Bewertung, schrieb Sherri Malek vom Analysehaus RBC. Sie beurteilte die Transaktion als positiv für die Niederländer, die damit ihr Umsatz- und Gewinnpotenzial steigerten und zum dominanten Akteur auf dem deutschen Markt würden. Auch ihr Kollege Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan betonte, dass Takeaway.com mit dem Deal das Geschäftsvolumen in Deutschland verdoppele.
Derweil deutet sich eine weitere Transaktion in der Branche an: So berichtete die spanische Wirtschaftszeitung «Expansion» unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass ein Konsortium um die US-Beteiligungsgesellschaft KKR die spanische Restaurantkette Telepizza komplett kaufen und von der Börse nehmen wolle. Deren Aktien sprangen um mehr als 20 Prozent nach oben. Schon am Donnerstag hatten sie um mehr als 7 Prozent zugelegt, bevor die spanische Finanzaufsicht sie kurz vor Börsenschluss vom Handel aussetzte.
Dagegen ging es für die Papiere der Danske Bank um knapp 1 Prozent bergab. Nachdem die Dänen jüngst mit einem Geldwäsche-Skandal Schlagzeilen gemacht hatten, senkten sie nun ihr Gewinnziel für das laufende Jahr. (awp/mc/pg)