EU-Schluss: Massive Verluste nach Fed-Aussagen und US-Daten
London – Die Pläne der US-Notenbank zur Drosselung von Anleihekäufen sowie neue US-Konjunkturdaten haben die wichtigsten europäischen Börsen am Donnerstag auf steile Talfahrt geschickt. Dass sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum stärker als erwartet wieder aufhellt, fand hingegen kaum Beachtung. Der EuroStoxx 50 büsste 3,63 Prozent auf 2.586,45 Punkte ein und fiel damit auf den tiefsten Stand seit rund zwei Monaten. Der Cac 40 in Paris verlor 3,66 Prozent auf 3.698,93 Punkte und der Londoner FTSE 100 fiel um 2,98 Prozent auf 6.159,51 Punkte.
Am Vorabend hatte US-Notenbankchef Ben Bernanke den Markt bereits auf eine Drosselung der lockeren Geldpolitik vorbereitet, sofern die weiteren Wirtschaftsdaten positiv ausfielen. Am Donnerstag bestätigten dann aktuelle US-Konjunkturzahlen entsprechende Befürchtungen der Anleger. So hatte sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Juni unerwartet stark aufgehellt. Zudem waren die Verkäufe bestehender Häuser im Mai deutlich stärker gestiegen als erwartet. «Die heutigen starken Industrie- und Baudaten sind Wasser auf die Mühlen der Entzugsstory der US-Notenbank Fed», kommentierte Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank.
Unter den 19 Branchen des Stoxx 600 war keine im grünen Bereich. Schlusslicht war der Autosektor mit einem Abschlag von 4,16 Prozent. Der Minensektor folgte mit minus 3,88 Prozent. Die beiden relativ exportabhängigen Branchen litten unter unerwartet schwachen Konjunkturdaten aus China sowie unter Befürchtungen einer Kreditklemme im Reich der Mitte. Am besten noch hielt sich der Transport- und Logistiksektor, der um 1,10 Prozent nachgab.
Nachdem im Mai die Schweizer Uhrenexporte verglichen mit dem Vorjahresmonat um knapp vier Prozent zurückgegangen waren, standen auch Aktien aus diesem Bereich unter Druck. So gingen die Papiere von Swatch mit minus 5,24 Prozent auf Talfahrt und die von Richemont mit minus 5,17 Prozent. Im Eurostoxx 50 waren Carrefour mit einem Verlust von mehr als sechs Prozent Tagesverlierer. In Helsinki legten die Papiere von Nokia gegen den Trend um weitere 5,12 Prozent zu. Sie profitierten erneut von Spekulationen über ein Kaufinteresse des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei an den Finnen. (awp/mc/upd/ps)