EU-Schluss: ESTX50 büsst 1,3% auf 2’975 Punkte ein
London – Europas Börsen sind am Dienstag mit weiteren Verluste aus dem Handel gegangen. Nach einem freundlichen Start ging den wichtigsten Indizes schon bald die Puste aus, wobei enttäuschende Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten keinen erkennbaren Einfluss auf die Kurse hatten. Am Nachmittag trieb dann eine schwache Wall Street die Anleger endgültig in die Flucht. Im Fokus der Börsianer steht nach wie vor die Geldpolitik der grossen Notenbanken.
Der EuroStoxx 50 schloss 1,26 Prozent tiefer bei 2974,80 Punkten. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone an die Verluste der zwei vergangenen Handelstage an. Ihn belasteten am Dienstag vor allem die deutlichen Kursabschläge bei Rohstoff- und Finanztiteln. Für den französischen CAC-40-Index ging es um 1,19 Prozent auf 4387,18 Zähler bergab. Etwas besser hielt sich der britische FTSE-100-Index , der nur um 0,53 Prozent auf 6665,63 Punkte sank.
Die Anleger sorgen sich vor allem, dass die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche die Zinsen anheben und damit die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen schmälern könnte. Zuletzt hatte es widersprüchliche Aussagen mehrerer US-Notenbanker zur weiteren Geldpolitik gegeben.
Derweil haben die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im September stagniert und sich nicht wie erhofft verbessert, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. In Grossbritannien war die Preissteigerung im August etwas schwächer ausgefallen als erwartet aus.
Im europäischen Branchenvergleich gab es am Dienstag fast nur Verlierer. Schlusslicht im marktbreiten Stoxx Europe 600 war der Subindex der Öl- und Gasunternehmen: Er verlor im Sog deutlich sinkender Ölpreise 2,82 Prozent. Für den Index der Bergbaufirmen ging es angesichts rückläufiger Metallnotierungen um 2,81 Prozent nach unten. Die Indizes der Versicherer und Banken verloren 1,97 beziehungsweise 1,78 Prozent.
Einziger Gewinner war der Index der Chemieunternehmen, der um 0,48 Prozent zulegte. Ihm halfen vor allem deutliche Aufschläge bei Air Liquide und Linde.
Der französische Industriegase-Hersteller plant eine rund 3,3 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung. Die Kapitalmassnahme soll bei der Refinanzierung der Übernahme des US-Konkurrenten Airgas helfen. Die Aktien gewannen knapp fünf Prozent.
Beim deutschen Rivalen Linde sorgte ein überraschend anstehender Führungswechsel für ein fast so deutliches Plus. Nur einen Tag nach dem Scheitern der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair liess Vorstandschef Wolfgang Büchele den Aufsichtsrat wissen, er verzichte auf eine zweite Amtszeit und höre im April auf. Finanzchef Georg Denoke schied sogar sofort aus dem Vorstand aus. (awp/mc/upd/ps)