London – Europas vom Brexit erschütterte Aktienmärkte haben in der neuen Woche nahtlos an ihre massiven Verluste vom Freitag angeknüpft. Das Votum der Briten für einen EU-Austritt halte die Unsicherheit und damit die ausgeprägte Risikoscheu der Anleger weiter hoch, sagte ein Händler. Vor allem Finanzwerte litten unter der Entscheidung und waren mit teilweise prozentual zweistelligen Verlusten und Rekordtiefständen einmal mehr ganz unten in der Branchenübersicht zu finden.
Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 2,83 Prozent bei 2’697,44 Punkten, nachdem er am vergangenen «Black Friday» um 8,6 Prozent in die Tiefe gerauscht war. Im Verlauf hatte der Leitindex der Eurozone fast sein Jahrestief bei 2’672 Punkten erreicht. Mittlerweile verbucht der Eurostoxx aufs Jahr gesehen bereits einen Verlust von mehr als 17 Prozent.
In London ging es am Montag für den Leitindex FTSE 100 um 2,55 Prozent runter auf 5’982,20 Punkte, wobei das weiter unter Druck stehende britische Pfund die Kursverluste noch eindämmte. An der Börse in Madrid wurde der überraschend klare Wahlerfolg der konservativen Volkspartei (PP) unter Ministerpräsident Mariano Rajoy nicht lange gefeiert. Der IBEX-35-Index sprang zunächst um annähernd 3 Prozent hoch. Im Verlauf sackte er jedoch merklich ab und endete fast zwei Prozent tiefer. Der Pariser CAC-40-Index büsste 2,97 Prozent auf 3’984,72 Punkte ein.
Europaweit litten Bankenwerte erneut unter der Brexit-Unsicherheit. Der Sektorindex Stoxx 600 Banks rauschte um weitere 7,7 Prozent abwärts, nachdem er am Freitag bereits um 14 Prozent abgestürzt war. Damit erreichte das europäische Bankenbarometer den tiefsten Stand seit mehr als viereinhalb Jahren. Für Belastung sorgte auch eine Studie der US-Grossbank JPMorgan. Deren Bankenanalyst Kian Abouhossein, dessen Einschätzungen am Markt viel Beachtung finden, riet dazu, die Papiere von Investmentbanken zu meiden. Es sei derzeit kaum möglich, die kurzfristigen Liquiditäts- und Kontrahentenrisiken abzuschätzen, schrieb er.
Schwächste Aktien im EuroStoxx-50-Index waren die Titel des italienischen Geldhauses Intesa Sanpaolo mit minus 11 Prozent. Noch schlimmer erwischte es im Stoxx-50 die Papiere der englischen Barclays, die um mehr als 17 Prozent absackten.
Für die Titel der Billigfluggesellschaft Easyjet ging es um über 22 Prozent abwärts, nachdem der Konzern wie zuvor bereits die International Airlines Group (minus 9,3 Prozent) vor einem Nachfrage-Einbruch im Zuge des Brexit und damit fallenden Gewinnen gewarnt hatte. (awp/mc/upd/ps)