Paris – Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte haben am Montag im Schlepptau der US-Börsen zugelegt und überwiegend auf Tageshoch geschlossen. Eine Ausnahme war die Börse in Spanien, die den Handel mit deutlichen Verlusten beendete. Nach wie vor dreht sich alles um die Corona-Krise: die steigenden Infektionszahlen und Opfer des neuartigen Virus sowie um die drastischen Massnahmen der Regierungen gegen die Ausbreitung, die die Wirtschaft der Ländern zunehmend zum Erliegen bringt.
Der EuroStoxx50 , der im Handelsverlauf überwiegend geschwächelt hatte, schloss dank der Gewinne am US-Aktienmarkt auf Tageshoch mit plus 1,35 Prozent auf 2765,62 Punkte. In der vergangenen Woche hatte er trotz deutlicher Verluste am Freitag bereits um etwas mehr als 10 Prozent zugelegt.
Der französische Cac 40 rückte am Montag um 0,62 Prozent auf 4378,51 Punkte vor und der Londoner FTSE 100 stieg um 0,97 Prozent auf 5563,74 Zähler. In Madrid dagegen ging es für den Ibex 35 um 1,7 Prozent abwärts. In den USA legte der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa um 1,8 Prozent zu.
Im Zuge der Massnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus greift in Europa vor allem Spanien energisch durch. Ausgangssperren werden ab Dienstag verschärft und weitere Unternehmen zur Einstellung ihrer Aktivität gezwungen. Alle Arbeitnehmer, die nicht in wesentlichen Sektoren tätig sind, müssen bis zum 9. April zu Hause bleiben. Nach Italien ist Spanien in Europa das Land mit den meisten Corona-Fällen.
Während die meisten Branchen ab nachmittags zulegten, blieb die Verunsicherung im Bankensektor besonders hoch. Mit einem Abschlag von 3,1 Prozent war er der schwächste unter den insgesamt 19 Sektoren. Dominiert wurde das Bild der Finanzwerte im EuroStoxx von dem fast neunprozentigen Kursrutsch der ING-Aktien . Das niederländische Geldinstitut setzte vorerst seine Dividendenzahlungen aus, ebenso wie in Deutschland nun auch die Commerzbank .
Für die Aktien der italienischen Intesa Sanpaolo und der spanischen BBVA ging es um rund 6 Prozent abwärts. Die französischen Bankaktien BNP Paribas und Societe Generale gaben um etwas mehr als 5 Prozent nach. In London büssten Barclays 3,5 Prozent ein.
Der Talfahrt konnte auch der Reisesektor nicht entkommen, erholte sich aber deutlich und gab zum Handelsschluss um 0,6 Prozent ab. Hier prägten heftige Kursverluste von etwas mehr als 7 Prozent in den Aktien von Easyjet und Carnival das Bild. Der Billigflieger Easyjet lässt wegen der Pandemie ab sofort die gesamte Flotte am Boden. Tui dagegen gaben um moderate 0,5 Prozent nach. Der Reisekonzern soll in Deutschland Milliarden-Hilfskredite erhalten.
Für die Anteilscheine der Flugzeugbauer Airbus waren mit einem Abschlag von knapp 11 Prozent grösster EuroStoxx-Verlierer. Die Analysten von JPMorgan richten sich auf eine länger anhaltende Krise der europäischen Luftfahrtindustrie ein. Sie kürzten die Gewinnerwartungen für die Branche bis 2022 im Schnitt um jeweils zehn Prozent. Die Papiere des Zulieferers Rolls Royce sackten um knapp 12 Prozent ab.
Zu den Favoriten im EuroStoxx zählten die Aktien von ASML mit plus 6,6 Prozent. Der Ausrüster der Chipindustrie erwartet wegen der Corona-Pandemie zwar einen geringeren Umsatz und stoppte sein Aktienrückkaufprogramm. Laut Analyst Frédéric Yoboué von Bryan Garnier bestätigte ASML aber, dass es bislang keinen wesentlichen Bestelleinbruch gab. «Die Nachfrage bleibt gesund und die Lieferketten erholen sich», schrieb Yoboué. (awp/mc/pg)