Paris – Die Hoffnung auf ein Ende der Ära Berlusconi hat den europäischen Börsen am Dienstag Auftrieb gegeben. Dazu stützte eine freundlich erwartete Wall Street. Der EuroStoxx 50 stieg bis zum Mittag um 1,73 Prozent auf 2.315,27 Punkte. Damit erholte sich der Leitindex der Eurozone deutlich von den Verlusten der vergangenen zwei Handelstag. Der Cac 40 in Paris rückte um 1,53 Prozent auf 3.150,95 Punkte vor und der Londoner FTSE 100 gewann 1,12 Prozent auf 5.572,28 Punkte.
Weiter im Blick steht die politische Lage in Griechenland und Italien. Laut Medienberichten soll der frühere EZB-Vizepräsident Lucas Papademos neuer Ministerpräsident in Griechenland werden. Er galt als Favorit für die Nachfolge von Giorgos Papandreou als Chef einer Übergangsregierung. Derweil muss Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi bei einer Abstimmung über den Rechenschaftsbericht zum Haushalt erneut um seine Mehrheit bangen. Die Finanzmärkte indes sehnen dessen Rücktritt längst herbei.
Ungeachtet schwacher Zahlen aus dem Sektor gehörten Bankenwerte europaweit zu den grössten Gewinnern. Sie profitierten laut Händlern besonders stark von einem erhofften politischen Neubeginn in Italien. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks stieg um 1,99 Prozent, für sein Pendant im Versicherungssektor ging es sogar um 2,23 Prozent hoch.
Societe Generale sprangen mit einem Plus von 7,75 Prozent auf 18,850 Euro an die EuroStoxx-Spitze. Zwar hatte die zweitgrösste französische Bank wegen neuerlicher Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen einen deutlich rückläufigen Quartalsgewinn verbuchte und die Markterwartungen enttäuscht. Der Grund dafür war allerdings laut Kepler-Analyst Pierre Flabbee lediglich eine überraschende Firmenwert-Abschreibung. Ohne diese entspreche der Gewinn den Erwartungen. Der britische Konkurrent Lloyds rutschte nach neun Monaten noch tiefer in die roten Zahlen. Dennoch stiegen die Titel um satte 8,23 Prozent.
Für die Aktien des Mobilfunkanbieters Vodafone ging es um 2,43 Prozent hoch, nachdem dieser dank der hohen Nachfrage beim mobilen Internet und in den Schwellenländern einen Umsatzanstieg berichtet und den Ausblick angehoben hatte. Der weltgrösste Kosmetikkonzern L’Oreal hatte am Vorabend mit seinen Umsatzzahlen den Erwartungen des Marktes entsprochen und seine Jahresziele bestätigt. Analyst Guillaume Delmas von Nomura monierte allerdings die Entscheidung des Unternehmens, die Investitionen für Werbung und Promotion im Verhältnis zum Umsatz zu senken. Dies könnte das Umsatzwachstum in den kommenden sechs Monaten beeinträchtigen. Die Aktien blieben mit einem Plus von 1,29 Prozent auf 78,410 Euro hinter der Marktentwicklung zurück. (awp/mc/pg)