Paris – Die wichtigsten europäischen Aktienindizes haben am Dienstagmittag deutliche Verluste verzeichnet. Händler machten die weiter ungelöste Schuldenkrise für die anhaltend schlechte Stimmung verantwortlich. Bereits in New York und Tokio hatte der Dauerbrenner für grosse Minuszeichen gesorgt.
Das Unvermögen der Politik in Europa und den USA auf aktuelle Probleme wie Schuldenkrise und ein sich abschwächendes Wachstum beherzt zu reagieren, dürfte die Märkte vorerst weiter belasten, kommentierte Analyst Cameron Peacock von IG Markets.
Der EuroStoxx 50 gab bis zur Mittagszeit 2,53 Prozent auf 2.084,24 Punkte ab und büsste inzwischen bereits den Grossteil seines Gewinns aus der Vorwoche von acht Prozent wieder ein. In Paris verlor der CAC 40 2,08 Prozent auf 2.865,95 Zähler. Der Londoner FTSE 100 rutschte um 1,51 Prozent auf 4.998,98 Einheiten ab.
Autowerte waren die grössten Verlierer: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Autos & Parts stellte mit minus 4,44 Prozent den schwächsten Sektor. Im EuroStoxx 50 belegten Volkswagen mit einem Abschlag von 5,77 Prozent den letzten Indexplatz. Die als defensiv eingestuften Papiere von Telecom Italia waren mit einem Plus von 0,49 Prozent die einzigen Gewinner.
Auch Finanztitel verzeichneten überwiegend herbe Verluste. Dexia Banque brachen in Brüssel um 22,31 Prozent auf 1,010 Euro ein. Die Krise bei Belgiens nach Vermögenswerten grösster Bank spitzt sich zu: Die belgische Nachrichtenagentur Belga hatte am Montagabend über bisher unbestätigte Gerüchte berichtet, wonach eine «Bad Bank» mit Risikopapieren geschaffen werden könnte. Der Verwaltungsrat hatte in der Nacht bei einer Krisensitzung jedoch keine Entscheidungen getroffen, den Vorstand aber aufgefordert, Massnahmen vorzubereiten, um strukturelle Probleme des Unternehmens zu lösen. Inzwischen nun stellte der belgische Premierminister eine Staatsgarantie in Aussicht.
In Zürich legten UBS nach Aussagen zum dritten Quartal als einziger Wert im Swiss-Market-Index (SMI) zu. Die Titel der Bank gewannen immerhin 0,20 Prozent auf 10,11 Schweizer Franken, nachdem das Institut am Morgen einen «moderaten» Gewinn angekündigt hatte. Experten verwiesen allerdings darauf, das die Meldung bei näherem Hinsehen nicht mehr so positiv sei. Ein Händler sagte, er habe mit einem grösseren Gewinn gerechnet.
In London legten Tesco als einer der ganz wenigen Gewinner im FTSE 100 an der Indexspitze um 2,63 Prozent auf 380,25 britische Pence zu. Die UBS hatte die Bewertung der Papiere des Einzelhändlers wegen des inzwischen sehr günstigen Chance-/Risikoprofils von «Neutral» auf «Buy» angehoben. Das Kursziel liegt nun bei 510 Pence (bisher 410). Zudem hatte Bernstein Research das Kursziel moderat angehoben und den Titel mit «Outperform» bestätigt.
Aktien von Luftfahrtgesellschaften gerieten nach Gerüchten um eine Pleite der American-Airlines-Mutter AMR und zurückhaltenden Äusserungen eines Verbandschefs unter Druck. So brachen Air France-KLM um 6,44 Prozent ein, IAG verloren 5,37 Prozent und Lufthansa rutschten um 3,67 Prozent ab. Der seit dem 1. Juli an der Spitze des Dachverbandes der Fluggesellschaften (International Air Transport Association) stehende Tony Tyler hatte gesagt, dass der Gewinn bei Fluggesellschaften wegen Überkapazitäten und Regulierungskosten niedriger ausfallen dürfte als bisher gedacht. (awp/mc/pg)