Europa-Schluss: Gewinne – EuroStoxx mit rund 25% Quartalsverlust

Boerse

London – Europas Börsen haben am Dienstag nach einer Berg- und Talfahrt mit Gewinnen geschlossen. Stützend wirkten zum einen die US-Börsen, die nach einem schwächelnden Auftakt ins Plus gedreht hatten. Zum anderen habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für etwas Erleichterung gesorgt, hiess es, da sie mit Blick auf das neuartige Coronavirus in Kürze eine Stabilisierung der Lage in Europa erwarte. Auch Wirtschaftsdaten, insbesondere aus den USA, wurden positiv aufgenommen.

Der EuroStoxx 50 knüpfte mit einem Plus von 0,77 Prozent auf 2786,90 Punkte an seine jüngste Erholung an. Seit dem Tief von Mitte März bei gut 2300 Punkten hat er bislang schon wieder 21 Prozent an Terrain zurückerobert. Auf Monatssicht steht dennoch ein Abschlag von 16 Prozent zu Buche. Das erste Quartal des neuen Jahres beendete der Leitindex der Eurozone mit einem noch heftigeren Verlust von etwas mehr als 25 Prozent. Zuletzt hatte er nur im dritten Quartal 2002 noch herbere Einbussen von fast 30 Prozent erlitten.

Der französische Cac 40 stieg am Dienstag um 0,40 Prozent auf 4396,12 Punkte. Der Londoner FTSE 100 rückte sogar um 1,95 Prozent auf 5671,96 Zähler vor.

Volkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank sprach von zwei sich abzeichnenden positiven Trends in der Viruskrise: Erstens schienen die strengen Eindämmungsmassnahmen, die in grossen Teilen Europas angewendet würden, zu wirken. In Italien etwa sei der Anteil positiv auf das Virus getesteter Personen so geringfügig wie zuletzt seit Beginn der landesweiten Ausgangssperren vor drei Wochen. Zweitens verwies er auf Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaftstätigkeit in China, wo die Viruskrise zuerst ausbrach.

Zudem überraschten US-Konjunkturdaten positiv. So trübte sich in der wichtigen Wirtschaftsregion Chicago die Unternehmensstimmung im März trotz beginnender Corona-Krise nur leicht ein. Volkswirte hatten indes mit einem kräftigen Stimmungseinbruch gerechnet. Auch das von der Forschungsgruppe Conference Board veröffentlichte Verbrauchervertrauen im März zeigte sich etwas stabiler als erwartet, obwohl sich die Stimmung der Konsumenten durchaus deutlich eingetrübt hat.

Während Öl- und Gaswerte und der Freizeitsektor sich mit plus 6,2 Prozent beziehungsweise 5,1 Prozent sehr kräftig erholten und auch die meisten anderen Branchen wieder zulegten, gaben der Telekom– und der Bankensektor leicht nach.

Am Ölmarkt stiegen nach den China-Daten die Ölpreise, was das Bild für die Branche etwas aufhellte. Für Shell ging es um gut 7 Prozent nach oben. Der Öl- und Gasmulti stärkt seine Liquidität mit einem neuen Milliardenkredit. Die Barclays Bank sieht in Aussagen des Konzerns zum ersten Quartal leicht positive Aspekte angesichts der zuletzt spürbaren Sorgen. BP stiegen um 6,4 Prozent und Total um 5,4 Prozent.

In Paris und London waren die zuletzt schwer von der Viruskrise getroffenen Werbe- und Medienkonzerne gefragt. Vivendi gewannen 7,4 Prozent und Publicis an der Cac-40-Spitze knapp 12 Prozent. In London ging es für WPP um 6,9 Prozent nach oben. WPP hatte mitgeteilt, angesichts der Virus-Krise keine Dividende zu zahlen und auch keine Aktien mehr zurückzukaufen. Zugleich wurden auch die Jahresziele zurückgenommen. Analystin Lisa Yang von Goldman Sachs begrüsste diese Schritte zur Erhaltung der Liquidität.

L’Oreal büssten im EuroStoxx 3,0 Prozent ein. Wegen der Viruskrise zog auch der Kosmetikkonzern seinen Ausblick zurück. Der Virus hinterlasse tiefere Spuren im Geschäft der kommenden Monate als bislang angenommen, hiess es.

ArcelorMittal, die im Cac 40 um 8,6 Prozent nach oben zogen profitierten von Plänen zu weiteren Kostensenkungen des Stahlkonzerns. ArcelorMittal sieht sich angesichts rekordtiefer Schulden und einer guten Bilanzstruktur dennoch mit einer guten finanziellen Basis ausgestattet für alle Marktbedingungen.

In London stachen die Aktien von Imperial Brands ins Auge mit einem Kurssprung nach oben um etwas mehr als 12 Prozent. Experten sahen in einem Zwischenbericht und einer Umschuldung positive Entwicklungen. Zudem informierte der Tabakkonzern, dass die Coronavirus-Krise keine bedeutende Auswirkung auf die Geschäftsentwicklung habe. (awp/mc/ps)

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