EU-Schluss: EuroStoxx mit grösstem Wochenverlust seit April
Paris – Der EuroStoxx 50 hat mit einem Minus von 2,26 Prozent den grössten Wochenverlust seit April erlitten. Der Leitindex der Eurozone knüpfte am Freitag in einem insgesamt ruhigen Handel an seinen jüngsten Negativtrend an und fiel um 0,17 Prozent auf 3227,85 Punkte. Börsianer begründeten dies mit leichten Kursrückgängen an der Wall Street. Am Donnerstag letzter Woche war der EuroStoxx noch auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2008 geklettert.
Der CAC 40 in Paris verzeichnete am Freitag ein Minus von 0,06 Prozent auf 4436,98 Punkte. Der Londoner FTSE-100-Index («Footsie») hingegen gewann 0,34 Prozent auf 6757,77 Punkte. Hier stützten Kursgewinne bei den Aktien des Reisekonzerns Tui Travel.
Tagesthema an der Börse war eine Nachricht aus der Tourismusbranche: Europas grösster Reisekonzern Tui will seine britische Tochter Tui Travel komplett schlucken. Beide Unternehmen erzielten «eine grundsätzliche Einigung über die wesentlichen Konditionen eines geplanten Zusammenschlusses». Die Tui AG aus Hannover hält bisher 54,48 Prozent an der Tui Travel aus Crawley bei London. Die Minderheitsaktionäre der britischen Gesellschaft sollen für ihre Aktien kein Geld, sondern neue Anteilsscheine der Tui AG erhalten. Tui-Travel-Titel zogen an der «Footsie»-Spitze um rund dreieinhalb Prozent an, und Aktien von Tui schlossen in Frankfurt rund fünfeinhalb Prozent höher.
Im Auswahlindex Stoxx Europe 50 gewannen die Aktien von Credit Suisse und Barclays jeweils rund ein halbes Prozent. Die Anteilsscheine der britischen Grossbank hatten allerdings am Vortag noch sechseinhalb Prozent eingebüsst. Nachdem Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman vom Bundesstaat New York eine Klage wegen «systematischen Betrugs und Täuschung» von Investoren angekündigt hatte, ziehen sich laut informierten Kreisen der «Financial Times» erste Finanzinstitute wie die Deutsche Bank oder die Credit Suisse von Barclays bankeigenem Handelsplatz zurück. Schneiderman hält Barclays vor, Anleger mit falschen Versprechungen dorthin gelockt zu haben.
Die Papiere von Standard Chartered büssten 0,87 Prozent ein. Sowohl die UBS als auch die Societe Generale hatten ihre Kursziele für die Papiere der britischen Bank gesenkt. Sie hatte am Donnerstag gewarnt, dass ihr Halbjahresgewinn um 20 Prozent einbrechen dürfte.
In Frankreich fiel der Börsengang des Zahlungsdienstleisters Worldline ernüchternd aus. Nachdem der Ausgabepreis mit 16,40 Euro je Aktie am Ende der nach unten revidierten Preisspanne von 16,40 bis 16,90 Euro gelegen hatte, stand das Papier zum Handelsschluss ebenfalls bei 16,40 Euro. Die Anteilsscheine hatten zwar zwischenzeitliche Verluste wettgemacht und waren ins Plus gedreht, konnten ihre Gewinne jedoch nicht verteidigen.
Unter den einzelnen Branchen in Europa hatte der Finanzsektor wie schon am Vortag die Nase vorn. Der Branchenindex legte um 0,42 Prozent zu. Aktien von Öl- und Gasunternehmen hingegen büssten am Ende des Sektortableaus 0,37 Prozent ein. Titel der BG Group fielen als Schlusslicht im Stoxx Europe um mehr als zwei Prozent. (awp/mc/pg)