Paris – Die Angst vor einer sich abkühlenden Weltkonjunktur und einer weiteren Verschärfung der Schuldenkrisen hat Europas Aktienmärkte am Freitag erneut schwer belastet. Der EuroStoxx 50 weitete in einem extrem nervösen Marktumfeld seine ohnehin schon sehr deutlichen Vortagesverluste gegen Mittag um 3,31 Prozent aus auf 2.133,66 Punkte. Zwischenzeitlich gab der europäische Leitindex sogar um mehr als 4 Prozent nach. Der Cac 40 gab in Paris um 2,92 Prozent auf 2.986,28 Punkte nach, während der Londoner FTSE 100 mit einem Abschlag von 2,60 Prozent auf 4.959,63 Punkte sogar deutlich unter die Marke von 5.000 Punkten sackte.
Der Markt komme einfach nicht zur Ruhe, hiess es einhellig auf dem Parkett. Risikobehaftete Anlagen wie Aktien würden auf den Markt geworfen. Vor dem Wochenende sicherten offenbar viele Investoren ihre Depots vor schlechten Nachrichten ab, was den Markt zusätzlich unter Druck setze, so Händler. Die Turbulenzen an den Börsen und Rezessionsängste trieben hingegen den Goldpreis erstmals über die Marke von 1.850 Dollar. Die Agenda ist insgesamt dünn: Marktbewegende Unternehmenszahlen und Konjunkturdaten stehen zum Wochenausklang nicht an.
Anleger stiessen erneut Autoaktien in grösserem Masse ab, zumal Goldman Sachs in einer Branchenstudie zahlreiche Kursziele gesenkt hatte. Der entsprechende Teilsektor belegte mit einem Minus von rund 5 Prozent den letzten Platz der Branchenübersicht im europäischen Stoxx 600-Index. BMW und Daimler verloren jeweils über 5 Prozent.
Auch Finanzwerte wurden erneut schwer gebeutelt. Unicredit und Societe Generale landeten auf den hintersten Rängen im europäischen Leitindex. Analyst Matt Spick von der Deutschen Bank fürchtet, europäische Banken könnten nicht zuletzt wegen der schwachen Kapitalmärkte in der zweiten Jahreshälfte unter einer negativen Gewinndynamik leiden. Lloyds Banking Group büssten im «Footsie» um rund 6 Prozent ein.
Auch bei den Aktien der in London gelisteten Minenkonzerne ging der Ausverkauf munter weiter. Xstrata-Titel verloren nach ihrem horrenden Vortagesverlust von zehn Prozent erneut über 4 Prozent. Unangefochtener Spitzenreiter im «Footsie» waren die Aktien von Autonomy, die nach Vorlage des Übernahmeangebots von Hewlett-Packard (HP) um 75 Prozent auf knapp 2.500 Pence nach oben schossen.
Nach seinen Verlusten der vergangenen Tage konnte der Tech-Sektor hingegen wieder Boden gut machen und war einziger Gewinner in der Branchenliste. Nokia gewannen 0,5 Prozent dazu und waren damit der beste Wert im Eurostoxx 50. (awp/mc/ps)