London – Eine weitere Entspannung in der Krim-Krise hat die europäischen Börsen auch am Dienstag unterstützt. Der EuroStoxx-50-Index gewann 0,81 Prozent auf 3073,75 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex der Eurozone bereits eine sechstägige Verlustserie durchbrochen, die von der Unsicherheit um die Volksentscheidung in der Ukraine und durch Sorgen um das Wachstum in China ausgelöst worden war. In Paris ging der Cac-40-Index mit einem Plus von 0,97 Prozent auf 4313,26 Punkte aus dem Handel, der Londoner Leitindex FTSE 100 rückte um 0,56 Prozent auf 6605,28 Punkte vor.
Russlands Präsident Wladimir Putin strebe keine Spaltung der Ukraine an und das habe der Markt mit Erleichterung aufgenommen, sagte Marktanalyst Jens Klatt vom Broker FXCM. Dass der Kreml-Chef mit dem Annektieren der Krim schnell Nägel mit Köpfen mache, überrasche nicht. Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Alpari UK stellte positiv heraus, dass Putin keine Konfrontation mit dem Westen suche. Russland wolle eine friedliche Lösung, auch wenn der Westen das Krim-Referendum als illegal einstufe. Der Moskauer Aktienmarkt erholte sich weiter: Der RTS-Interfax-Index legte um 4,18 Prozent auf 1161,26 Punkte zu, nach einem Plus von 4,91 Prozent am Vortag. Der Fokus der Investoren richtet sich laut Erlam langsam auf die Sitzung der US-Notenbank mit der Zinsentscheidung am Mittwoch.
Bester Sektor in Europa waren die Bankenwerte, der entsprechende Branchenindex Stoxx 600 Banks legte um 1,08 Prozent zu. So waren auch Intesa SanPaolo mit plus 3,23 Prozent auf 2,240 Euro Spitzenreiter im EuroStoxx-50-Index. Händler verwiesen auf die Entspannung auf der Krim und die entsprechend nachlassenden Sorgen um das Russland-Geschäft der Banken. Auch im Stoxx-50-Index nahm mit Barclays eine Bank den Spitzenplatz ein: die Aktie der Briten gewannen 2,16 Prozent auf 236,05 Pence zu. Das Papier hatte seit Mitte Januar deutlich verloren.
Schlechtester Sektor waren die Medienwerte. Der Stoxx 600 Media hinkte mit einem mageren Plus von 0,16 Prozent den anderen Branchen hinterher. Vivendi-Aktien hielten mit minus 1,42 Prozent auf 19,845 Euro auch die rote Laterne im EuroStoxx-50-Index hoch. Der grösste französische Medienkonzern steht mit dem geplanten Verkauf seiner Mobilfunktochter SFR im Fokus. Favorit ist der Konzern Altice, Bouygues könnte das Nachsehen haben.
In Stockholm rutschten die B-Aktien von Scania um 2,09 Prozent auf 191,80 Kronen ab. Die Schweden sträuben sich gegen das Angebot von Volkswagen für eine Komplettübernahme. Der unabhängige Ausschuss des Verwaltungsrates der VW-Lkw-Tochter empfahl den Aktionären das Angebot aus Wolfsburg über 200 Schwedische Kronen je Aktie auszuschlagen. VW will mit einer Komplettübernahme den ungestörten Zugriff auf Scania, um seine schleppende Nutzfahrzeugallianz voranzubringen. Ebenfalls aus dem Autosektor zogen dagegen Renault-Papiere nach Absatzzahlen der Franzosen für Europa um 3,59 Prozent auf 69,57 Euro an.
In London rutschten Antofagasta-Aktien nach einer zunächst positiven Reaktion auf Zahlen des Minenkonzerns schliesslich um 2,24 Prozent auf 828,50 Britische Pence ab. Analyst Jawahar Hingorani von S&P Capital IQ fehlen die positiven Kurstreiber und er bleibt bei seiner Verkaufsempfehlung. Die Papiere von Cairn Energy erwischte es mit einem minus von 14,40 Prozent aber noch deutlich schwerer. Wegen eines Steuerstreits in Indien hatte der Energieversorger ein Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt. Die Aktie fiel damit auf ein neues Zehnjahrestief. (awp/mc/upd/ps)