Paris – Europas Börsen haben sich nach ihrem gestrigen Kursrutsch wieder etwas stabilisiert. Die Anleger hofften am Donnerstag Händlern zufolge, dass die US-Notenbank den Leitzins eher später als früher wieder erhöht. Ansonsten dominierte erneut eine Flut europäischer Unternehmenszahlen das Marktgeschehen.
Der EuroStoxx 50 gab nach zwei Verlusttagen um weitere 0,04 Prozent auf 3615,59 Punkte nach. Angesichts der alarmierend schwachen Wachstumsdaten aus den USA hatten Sorgen um die globale Konjunkturentwicklung die Kurse am Mittwoch weltweit stark belastet. Für die feiertagsbedingt verkürzte Handelswoche bedeutet dies ein Minus von 2,65 Prozent. Auch der Monat April weist mit einem Abschlag von 2,21 Prozent eine negative Bilanz auf. Am morgigen Freitag bleiben die wichtigsten europäischen Börsen außer in London geschlossen.
Für den Pariser CAC-40-Index ging es am Donnerstag um 0,14 Prozent auf 5046,49 Punkte nach oben, der Londoner FTSE 100 stieg um 0,21 Prozent auf 6960,63 Punkte.
Die US-Notenbank Federal Reserve hält sich ihre geldpolitischen Optionen weiter offen: Sie gab am Ende ihrer zweitägigen Sitzung am Mittwochabend keinen Hinweis auf den Zeitpunkt für die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise. Experten gehen mittlerweile nicht mehr von einer raschen Wende aus, weil die amerikanische Konjunktur spürbar an Schwung verloren hat.
Im europäischen Branchenvergleich stach der Sammelindex der Technologiewerte mit minus 2,19 Prozent negativ heraus. Belastet wurde der Sektor unter anderem von einem Kursrutsch der Aktien von Nokia : Die Papiere des finnischen Netzwerkausrüsters sackten am EuroStoxx-Ende um 10,71 Prozent auf 6,045 Euro ab. Das Unternehmen lässt sich das Wachstum vor dem geplanten milliardenschweren Kauf von Alcatel-Lucent einiges kosten: Während der Umsatz im ersten Quartal deutlich zulegte, fiel die operative Gewinnmarge schwach aus.
Die STMicroelectronics-Titel sackten sogar um mehr als 13 Prozent ab. Der starke US-Dollar und der schwache PC-Markt hatten zum Jahresauftakt Europas grössten Halbleiterhersteller belastet. Auch der Ausblick für das laufende zweite Quartal sprühte nicht eben vor Optimismus.
Im Luftfahrtsektor gab es kein einheitliches Bild. So ging es für IAG und Air France-KLM trotz der im Jahresvergleich verringerten Quartalsverluste um 2,50 beziehungsweise 5,40 Prozent bergab. Börsianer verwiesen auf den weiter steigenden Ölpreis als Belastung. Dagegen gewannen Airbus mehr als 2 Prozent. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern hatte im ersten Quartal dank lukrativer Aktienverkäufe einen Gewinnsprung erzielt.
Die Aktien von Lafarge zogen an der Spitze des CAC 40 um 3,80 Prozent an. Der Baustoffkonzern blickt ebenso wie Konkurrent Holcim , mit dem die Franzosen fusionieren wollen, weiter optimistisch auf das Jahr ihres geplanten Zusammenschlusses. Laut Lafarge beginnt nun die «finale Phase» der Fusion, die zu 1,4 Milliarden Euro Kostenersparnis führen soll. Beide Unternehmen bestätigten ihre jeweiligen Ziele für 2015 und rechnen mit einer weiteren Erholung in der Baubranche. Die Holcim-Titel stiegen um rund 1 Prozent. (awp/mc/pg)