EU-Schluss: ESTX50 legt satte 2,6% auf 3’010 Punkte zu
London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag nach einem schwächeren Handelsauftakt zur Rally angesetzt. Erstmals wieder seit Anfang Mai schloss der EuroStoxx 50 über 3000 Punkten. Die Favoriten unter den 19 Branchen Europas waren die der Versicherer und der Banken, die beide um deutlich mehr als 3 Prozent zulegten.
Die steile Aufwärtsbewegung ging vor allem mit dem deutlich nachgebenden Eurokurs zum US-Dollar einher. Auslöser dafür war die Aussicht auf eine womöglich bald anstehende weitere Leitzinsanhebung in den USA, die aktuell positiv gesehen wird. So würde ein solcher Schritt Vertrauen in die Wirtschaftskraft der weltgrössen Volkswirtschaft signalisieren und sich zudem positiv auf die Erträge der Finanzbranche auswirken, hiess es.
Die Banken profitierten laut Marktanalyst Jasper Lawler vom Broker CMC Markets auch von Aussagen des UBS-Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber. Dieser rechnet mit einem Aufleben der Handelsaktivität, sobald in Grossbritannien über den Ausstieg aus der Europäischen Union abgestimmt worden ist.
Der Leitindex der Eurozone beendete den Tag mit einem satten Gewinn von 2,63 Prozent auf 3’010,12 Punkte. Der Pariser CAC-40-Index stieg um 2,46 Prozent auf 4’431,52 Zähler. Der Auswahlindex FTSE 100 in London rückte um 1,35 Prozent auf 6’219,26 Punkte vor. Am Vortag hatten die US-Notenbank-Mitglieder Patrick Harker und John Williams gesagt, dass sie für das laufende Jahr mit bis zu drei Zinsanhebungen rechneten.
Im EuroStoxx, in dem es an diesem Tag nur Gewinner gab, waren die Papiere der italienischen Bank Intesa SanPaolo der Favorit. Sie legten um 6,08 Prozent zu, gefolgt vom italienischen Versicherer Generali und der französischen Bank Societe Generale, die beide um deutlich mehr als 5 Prozent stiegen. In London gewannen die Versicherer Old Mutual und Legal & General Group um mehr als 5 Prozent. Die Aktien der Royal Bank of Scotland stiegen um 4,78 Prozent.
Unterdurchschnittlich entwickelten sich einige schweizerische Werte. So stiegen Richemont nur um 0,53 Prozent, stoppten damit aber ihre steile Abwärtsbewegung der vergangenen Handelstage. Im Nachgang zu den am vergangenen Freitag präsentierten schwachen Jahreszahlen stuften an diesem Tag weitere Analysten die Papiere ab oder senkten ihr Kursziel. Zusätzlich belastete die Meldung, dass die schweizerischen Uhrenexporte im April erneut massiv zurückgegangen waren.
Die Aktien von Givaudan legten um 0,46 Prozent zu. Der Aromen- und Duftstoff-Hersteller will die Gewürzsparte des US-Konzerns ConAgra Foods für 340 Millionen Dollar kaufen. Nestle rückten um 0,82 Prozent vor. Der Nahrungsmittelhersteller erwartet künftig starke Konkurrenz im Kaffeegeschäft.
In London sprangen die Papiere der Supermarktkette Tesco um 6,81 Prozent hoch und schlossen bei 171,00 Britische Pence. Das war bei hohen Handelsvolumina der kräftigste Anstieg der Aktie seit Januar. Händler nannten charttechnische Gründe: Nachdem die Unterstützung bei 160 Pence am Morgen gehalten habe, seien Anschlusskäufe ausgelöst worden. Zudem hatte sich das Analysehaus Bernstein positiv geäussert.
Die Kingfisher-Aktien legten um 3,47 Prozent zu. Europas grösster Baumarktbetreiber hatte im ersten Geschäftsquartal von der Pfund-Schwäche profitiert und den Umsatz gesteigert. (awp/mc/upd/ps)