EU-Schluss: Deutliches Minus

EU-Schluss: Deutliches Minus

London – Ein später Kursrutsch hat den EuroStoxx 50 am Freitag deutlich ins Minus gedrückt. Nachdem schon zuvor durchwachsene Unternehmens- und Konjunkturnachrichten belastet hatten, kamen am Nachmittag laut Experten Sorgen über eine Eskalation der Lage in der Ukraine hinzu.

Zum Börsenschluss büsste der Leitindex der Eurozone 1,40 Prozent auf 3’174,99 Punkte ein. Auf Wochensicht behauptete er nur ein bescheidenes Plus von 0,34 Prozent. Beim Cac-40-Index in Paris stand am Freitag ein Minus von 1,82 Prozent auf 4’330,55 Punkte zu Buche. Der Londoner FTSE 100 verlor dank starker Banken- und Rohstofftitel nur 0,44 Prozent auf 6’791,55 Punkte. Damit riss eine dreitägige Gewinnserie an den europäischen Börsen.

Zum beschleunigten Abwärtstrend am Nachmittag verwiesen Börsianer auf vage Medienberichte, wonach ukrainische Streitkräfte angeblich russisches Territorium beschossen hätten. Entsprechend steige die Nervosität der Investoren und die Sorge vor einer weiteren Verschärfung des Konfliktes in der Ostukraine. Zudem einigten sich die Vertreter der 28 EU-Regierungen vor dem Wochenende grundsätzlich auf Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Die EU-Kommission wurde beauftragt, bis zum Montag konkrete Verordnungstexte vorzulegen. Sie sollen am Dienstag von den EU-Botschaftern abgesegnet werden.

Aus Branchensicht hatten die Rohstofftitel die Nase vorn: Im Stoxx Europe 600 legte der Sektorindex um 0,68 Prozent zu, gestützt durch einen starken Quartalsbericht von Anglo American. Der britisch-südafrikanische Bergbaukonzern hatte trotz monatelanger Streiks in seinen Platinminen im ersten Halbjahr den Gewinn gesteigert, was den Aktien ein Plus von 3,44 Prozent bescherte.

Dahinter ging es für den Bankenindex um 0,28 Prozent hoch. Die Aktien der Royal Bank of Scotland (RBS) schossen dank eines nahezu verdoppelten Vorsteuergewinns im ersten Halbjahr um 10,77 Prozent hoch. Bei Konkurrent Lloyds Banking Group sorgte die Bestätigung, kurz vor einer Einigung über Strafzahlungen wegen manipulierter Zinssätze zu stehen, für Gewinne von 1,16 Prozent. Dagegen verlor der Index der Autobauer und -zulieferer 1,77 Prozent, womit er Schlusslicht in der Branchenübersicht war.

Unter den weiteren Berichtsunternehmen ragten die Aktien von Air France-KLM mit Gewinnen von 2,62 Prozent heraus. Die Fluggesellschaft hatte ihren operativen Quartalsgewinn verdreifachte. Dagegen enttäuschte der Luxusgüter-Konzern LVMH mit seinen Umsatzzahlen zum ersten Halbjahr, was die Aktien am EuroStoxx-Ende um 6,80 Prozent einbrechen liess. Für die Papiere des Nahrungsmittelherstellers Danone ging es nach schwachen Zahlen um 1,64 Prozent bergab. Ein starker Euro belastete die Quartalsentwicklung des Zementherstellers Lafarge, desen Aktien 1,07 Prozent verloren.

Der schwache Markt in Europa hatte dem Telefonkonzern Vodafone weiter das Geldverdienen schwer gemacht. Unternehmenschef Vittorio Colao sah in den währungsbereinigt stabilen Erlösen indes den Beginn einer Stabilisierung in mehreren europäischen Märkten. Die Aktien gewannen 2,12 Prozent. Dass der Medienunternehmer Rupert Murdoch seine Pay-TV-Sender in Deutschland und Italien unter dem Dach des von ihm kontrollierten britischen Konzerns BSkyB bündelt, belastete dessen Aktie mit minus 5,46 Prozent. BSkyB bezahlt für beide Sender 4,9 Milliarden Pfund (rund 6,2 Mrd Euro) in bar. (awp/mc/upd/ps)

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