London – An Europas Börsen ist es am Donnerstag noch etwas weiter abwärts gegangen. Dieses Mal erwischte es auch den Londoner Marktplatz, der sich am Vortag noch im Plus gehalten hatte. Enttäuschende chinesische Konjunkturdaten, Sorgen um einen Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union, der wieder fallende Ölpreis und nicht zuletzt die schwächelnden US-Börsen belasteten die Stimmung.
Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Abschlag von 1,02 Prozent bei 2’989,03 Punkten, nachdem er am Vortag bereits 0,69 Prozent eingebüsst hatte. Der CAC-40-Index in Paris fiel am Donnerstag um 0,97 Prozent auf 4’405,61 Punkte. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 1,10 Prozent auf 6’231,89 Zähler nach unten. Die Ölpreise, die als Indikator für die Weltwirtschaftslage gelten, sanken wieder, nachdem sie am Morgen noch erneut auf den höchsten Stand seit mehreren Monaten gestiegen waren.
Aus Branchensicht gab es europaweit fast nur Verlierer. Nur der Immobiliensektor konnte sich mit 0,04 Prozent im Plus halten. Grösster Verlierer war erneut der Sektor der Bergbauaktien. Er büsste 2,85 Prozent ein.
Im Fokus stand an diesem Tag vor allem der bislang grösste Börsengang Europas in diesem Jahr: Der dänische Windparkbauer – und betreiber Dong Energy (DENERG) war in Kopenhagen aufs Parkett gegangen. Die zu 235 Dänische Kronen ausgegebenen Aktien beendeten den Handelstag bei 258 Kronen.
Insgesamt wurden 73 Millionen Dong-Aktien und damit Aktien im Wert von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro platziert. Der Gesamtbörsenwert des Unternehmens beträgt 13,2 Milliarden Euro. Mit etwas mehr als 50 Prozent ist weiterhin der dänische Staat Mehrheitseigner, gefolgt von der US-Bank Goldman Sachs, die nun noch 13,4 Prozent an Dong hält.
Im EuroStoxx 50 stachen optisch die Aktien des deutschen Versorgers Eon heraus und im Stoxx 50 die Aktien des britischen Mobilfunkkonzerns Vodafone. Beide verzeichneten zwar kräftige Verluste, allerdings wurden sie ohne die ausgeschütteten Dividenden gehandelt. Vodafone etwa zahlte 11,45 Britische Pence je Aktie an die Anteilseigner aus.
In London gewannen die Aktien von Sky 2,85 Prozent und landeten damit an der Spitze des FTSE 100. Zwar kann der Medienkonzern Sky das Freitag-Spiel der Fussball-Bundesliga nicht zeigen, doch insgesamt ist Sky mit dem neuen TV-Vertrag der Deutschen Fussball Liga (DFL) zufrieden. Als Ausgleich darf der finanzstärkste Partner der DFL von der Saison 2017/2018 an das Montagsspiel der 2. Liga exklusiv zeigen.
Die Papiere von Credit Suisse sanken dagegen um 2,71 Prozent. Die britische Investmentbank Barclays hatte die Aktien des schweizerischen Geldhauses von «Overweight» auf «Equal Weight» abgestuft und das Kursziel von 19 auf 14 Franken gesenkt. Rechtsstreitigkeiten seien ein ernstes Risiko für die Gewinn- und Kapitalentwicklung einiger grosser europäischer Banken, hatte Analyst Jeremy Sigee in einer Branchenstudie vom Donnerstag geschrieben. Bei der Credit Suisse könnte dies sogar zu einer Kapitalerhöhung führen. (awp/mc/upd/ps)