EU-Schluss: Enttäuschende US-Daten beenden Erholungskurs
London – Unerwartet schwache US-Konjunkturdaten haben die zuletzt solide Performance der wichtigsten europäischen Aktienmärkte am Dienstagnachmittag zunichte gemacht. Die meisten Börsen endeten daraufhin deutlich tiefer. Zudem bremste eine schwache Industriestimmung in der Eurozone die Risikobereitschaft der Anleger.
Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 1,43 Prozent bei 3518,25 Punkten. Im frühen Handel war der Auswahlindex der Eurozone noch auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gestiegen. Der französische Cac 40 verlor am Dienstag 1,41 Prozent auf 5597,63 Punkte. Der britische FTSE 100 sank um 0,65 Prozent auf 7360,32 Zähler.
Die Stimmung in der US-Industrie hatte im September die Talfahrt der vergangenen Monate überraschend fortgesetzt und war auf den tiefsten Stand seit Juni 2009 gefallen. Volkswirte hatten hingegen mit einem moderaten Zuwachs gerechnet. Die Rezessionssorgen dürften nun zunehmen, ebenso die Erwartungen an Zinssenkungen, kommentierten die Ökonomen der Helaba den sechsten Rückgang des Einkaufsmanagerindex in Folge. «Um die US-Wirtschaft ist es nicht mehr zum Besten bestellt», schrieb Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Dies mache abermals deutlich, wie dringend Donald Trump ein Handelsabkommen mit China benötige.
Unter den Einzelwerten standen die Papiere der Credit Suisse mit minus 2,9 Prozent stärker unter Druck. Personalwechsel in der Führungsebene als Folge der schiefgelaufenen Beschattung eines Bankers beunruhigten die Anleger. Der Leiter des operativen Geschäfts, Pierre-Olivier Bouée, sowie Sicherheitschef Remo Boccali verlassen die Bank mit sofortiger Wirkung.
Gegen den Trend schlossen die Aktien des Halbleiterkonzerns AMS mit einem Gewinn von 1,3 Prozent. Im Bieterrennen um den deutschen Lichttechnik-Spezialisten stockten die Österreicher ihre direkte Beteiligung auf rund 20 Prozent auf. Laut einer Sprecherin wurden AMS bisher weitere 10 Prozent angeboten. Damit fehlen aber noch etwas mehr als 30 Prozent der Anteile, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Die mitbietenden Finanzinvestoren Advent und Bain gaben sich laut einem Pressebericht nach der jüngst erhöhten Offerte von AMS geschlagen. In der Nacht zum Mittwoch endet die Frist zur Abgabe der Übernahmeangebote.
Vestas-Papiere verloren unterdurchschnittliche 0,3 Prozent. Händlern zufolge trug dazu ein neuer Grossauftrag aus den USA bei. Laut dem JPMorgan-Experten Akash Gupta kommt die Hälfte der grossen Neuaufträge neuerdings aus den Vereinigten Staaten. Dies untermauere die Marktführerschaft des Herstellers von Windkraftanlagen auf diesem wichtigen Markt. (awp/mc/ps)