EU-Schluss: US-Leitzins-Entscheid verpufft

EU-Schluss: US-Leitzins-Entscheid verpufft

Paris – An den europäischen Börsen sind die Anleger am Donnerstag wieder risikoscheu geworden. Die Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins zu senken, konnte die zuletzt bereits wieder deutlich gestiegenen Börsenkurse nicht weiter antreiben, Vielmehr erlitten die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Handelsstreits einen neuen Dämpfer. Auch aktuelle Wirtschaftsdaten der beiden weltweit grössten Volkswirtschaften USA und China fielen insgesamt unbefriedigend aus.

Der EuroStoxx50 schwächelte den dritten Tag in Folge und verlor nun 0,44 Prozent auf 3604,41 Punkte. Im gesamten Monat Oktober legte der Leitindex der Eurozone damit aber um 1 Prozent zu.

Auf Länderebene verhalf dem Mailänder FTSE MIB vor allem ein Kurssprung der Fiat-Chrysler-Aktie wegen der bevorstehenden Fusion mit PSA zu Gewinnen. Im Gegensatz zu den anderen grossen Börsen Europas legte er moderat zu. Der französische Cac 40 fiel indes um 0,62 Prozent auf 5729,86 Punkte. Der britische FTSE 100 verlor 1,12 Prozent auf 7248,38 Zähler. Hier habe sich die überraschend eingetrübte Stimmung grosser und staatlicher Industriekonzerne in China bemerkbar gemacht, sagte Marktexperte David Madden von CMC Markets. Dadurch seien vor allem Öl- und Gasaktien sowie Bergbauwerte unter Druck geraten.

Über den Handelsstreit hatte zudem die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet. China bezweifele, dass unter US-Präsident Donald Trump eine langfristige Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen den beiden weltgrössten Volkswirtschaften zu erzielen sei, hiess es.

Aus den USA kamen am Nachmittag unter anderem noch Oktober-Daten von Unternehmen aus der Region Chicago in die Märkte. Dort hatte sich die Stimmung weiter verschlechtert und war auf den tiefsten Stand seit Dezember 2015 gesunken. Analysten hatten dagegen im Mittel mit einer leichten Aufhellung gerechnet.

Die Fusion im Autosektor war wie schon am Vortag eines der wichtigsten Unternehmensthemen. PSA schlossen mit einem Abschlag von knapp 13 Prozent, während Fiat-Chrysler-Papiere in Mailand weiter zulegten, nun um etwas mehr als 8 Prozent. Philippe Houchois von Jefferies sprach von einem Deal, der wesentlich besser sei für die FCA-Aktionäre. Bereinigt um Unterschiede in der Marktkapitalisierung und der Aktionärsstruktur lege PSA eine geschätzte Prämie von 32 Prozent drauf, um die Kontrolle über FCA zu erhalten.

Darüber hinaus gab es noch eine Flut an Unternehmensberichten. Im Bankensektor hielt der am Vortag begonnene Kursrutsch an. Auch wenn die spanische BBVA gute Zahlen vorgelegt hatte, ging es für ihre Papiere moderat um 0,2 Prozent bergab. Die der Konkurrentin Santander büssten in Madrid nach einer pessimistischeren Studie von JPMorgan 3,1 Prozent ein. Moderate Verluste verbuchten die Aktien von ING und BNP Paribas nach Zahlen. In London büssten die Anteile von Lloyds 1,4 Prozent ein, nachdem die britische Bank wegen Schadensersatzzahlungen in die roten Zahlen geraten war.

Shell fielen in London unter anderem wegen Unsicherheiten beim laufenden Aktienrückkaufprogramm als FTSE-Schlusslicht um mehr als 4 Prozent. In Paris verloren die Aktien von Air France-KLM nach einem Gewinneinbruch im Sommer 1,0 Prozent. (awp/mc/pg)

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