Paris – Nach zunächst richtungsarmem Handel haben die wichtigsten europäischen Börsen am Dienstag an Boden verloren. Der EuroStoxx 50 verlor insbesondere mit dem schwächeren Handelsstart in New York an Halt und büsste 0,65 Prozent auf 2.790,78 Punkte ein. In Paris verlor der CAC 40 0,43 Prozent auf 4.032,57 Punkte. Der Londoner FTSE 100 fiel um 0,23 Prozent auf 6.604,21 Punkte.
Gemischt aufgenommene Unternehmenszahlen hatten bereits im Handelsverlauf nur wenig klare Impulse nach oben oder unten geliefert. «Die drohende Korrekturgefahr hatte sich bereits im Vormittagsverlauf angekündigt, nachdem die positiver als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten eher auf eine emotionslose Reaktion am Markt stiessen», sagte Marktanalyst Gregor Kuhn vom Broker IG. In Deutschland hatte die Industrie das stärkste Auftragsplus seit acht Monaten verzeichnet, in Italien hatte sich die konjunkturelle Talfahrt merklich abgeschwächt. In Grossbritannien war die Industrieproduktion ebenfalls überraschend stark gestiegen.
Mit dem US-Aktienmarkt, an dem die Anleger weiter sorgenvoll Richtung US-Notenbank Fed und einer möglichen Drosselung des Anleihekaufprogramms schauen, ging es auch in Europa abwärts. Auch Gewinnmitnahmen spielten nach Angaben von Händlern eine Rolle.
Rohstoffaktien wurden von enttäuschenden Nachrichten des Bergbaukonzerns Fresnillo belastet. Die Aktien sackten am Ende des FTSE 100 in London um 10,85 Prozent ab. Das Unternehmen hatte im ersten Halbjahr wegen sinkender Edelmetallpreise einen Gewinnrückgang erlitten. Zudem sei die Zwischendividende dieses Mal etwas niedriger als sonst üblich ausgefallen, kritisierte Analyst Ben Davis von Liberum Capital. Im Stoxx Europe 600 verzeichnete der Subindex für Rohstoffwerte mit einem Minus von 2,77 Prozent die grössten Verluste.
Bewegung gab es insbesondere auch im Bankensektor. Im französischen Leitindex CAC 40 verloren die Papiere von Credit Agricole nach teils kräftigen Gewinnen am Vormittag 0,93 Prozent. Die Grossbank hatte sich im zweiten Quartal erholt. Der Überschuss war unerwartet deutlich ausgefallen. Bankentitel gaben europaweit im Schnitt 0,79 Prozent ab – auch weil die Vortagsgewinne bei Lloyds Banking Group nach Ansicht von Börsianern zu Gewinnmitnahmen verleiteten. Die Titel der Briten verloren in London 1,89 Prozent.
Standard Chartered legten jedoch ein Plus von 2,85 Prozent hin. Dabei hatte die erfolgsverwöhnte britische Bank in der ersten Jahreshälfte einen Gewinndämpfer eingefahren. Experten lobten aber die Entwicklung des operativen Geschäfts. Unicredit gewannen nach Zahlen 2,16 Prozent und eroberten damit die Spitzenposition im EuroStoxx. Die italienische Grossbank kommt auch weiter gut durch die Krise. Im zweiten Quartal hatte der Konzern mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr verdient. (awp/mc/pg)