EU-Schluss: Nach neuen Zolldrohungen von Trump auf Talfahrt
Paris – Die Börsen Europas sind am Montag steil auf Berg- und Talfahrt gegangen. Morgendliche Gewinne nach erfreulichen Wirtschaftsdaten aus China wandelten sich im Handelsverlauf in kräftige Verluste. US-Präsident Donald Trump verschreckte die Anleger nicht nur europaweit, sondern auch am heimischen Aktienmarkt mit Zolldrohungen gegen Brasilien und Argentinien.
Der EuroStoxx50 , der am Morgen noch in Richtung seines jüngsten Mehrjahreshochs geklettert war, büsste am ersten Handelstag im Dezember letztlich 2,08 Prozent auf 3626,66 Punkte ein. Vor rund zwei Wochen noch hatte der Leitindex der Eurozone bei 3733 Punkten einen neuen Höchststand seit 2015 erreicht.
Mit minus 2,01 Prozent auf 5786,74 Zähler schloss auch der französische Cac 40 sehr schwach. Eine minus 2 vor dem Komma mussten auch der deutsche Dax , der spanische Ibex-35 und auch der italienische FTSE MIB verkraften. Der britische FTSE 100 hielt sich dagegen etwas besser mit einem Verlust von 0,82 Prozent auf 7285,94 Punkte.
Wegen einer «massiven» Abwertung der Landeswährungen in Brasilien und Argentinien würden die USA wieder «unverzüglich» Zölle auf Stahl und Aluminium aus den Ländern erheben, hatte Präsident Trump zuvor getwittert. Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets sprach von einer «allergischen Reaktion» der Anleger. «Die Angst der Anleger ist wieder zurück, dass die alte Spirale aus unberechenbaren Drohungen, Sanktionen und Gegenmassnahmen – auch gegen China – per Twitter wieder über sie hereinbricht», sagte er.
Der Blick auf 19 europäische Branchenindizes zeigte nur negative Vorzeichen. Am besten hielten sich die vor allem in London notierten Rohstoffwerte und Aktien aus dem Öl- und Gasbereich. Der Branchenindex der Minenunternehmen gab um 0,3 Prozent nach, der der Öl- und Gaswerte verlor 0,8 Prozent.
Besonders schwach hingegen waren Versorgeraktien. Das Minus für diesen Sektor betrug 2,7 Prozent, wobei RWE grösster Verlierer waren mit minus 5,4 Prozent. Händler verwiesen nach der überraschenden Wahl von Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken zum neuen SPD-Führungsduo auf Sorgen um den Fortbestand der grossen Koalition in Deutschland. Damit verbunden sind auch Sorgen um Kompensationszahlungen für den Kohleausstieg, was vor allem RWE betrifft.
Die Orange-Aktien waren im EuroStoxx mit minus 4,1 Prozent nur optisch das Schlusslicht, denn der grösste Telekomkonzern Frankreichs schüttete an diesem Tag seine Dividende aus.
Im Londoner FTSE litten die Tui -Aktien mit einem Abschlag von 3,4 Prozent darunter, dass Analyst Richard Clarke von Bernstein Research seine positive Einschätzung für die Aktie des Reisekonzerns aufgab. Mit minus 7,4 Prozent waren indes die Papiere des Online-Supermarktes Ocado Schlusslicht, nachdem das Unternehmen ankündigte, es werde eine Wandelanleihe über 500 Millionen Pfund (586 Mio Euro) begeben. (awp/mc/pg)