EU-Schluss: Rally der Eurozonen-Börsen nach Draghi-Aussagen
London – Hoffnungen auf weitere konjunkturelle Stützungsmassnahmen haben an den Aktienmärkten Europas am Montag für eine Rally gesorgt. Die Umsätze waren allerdings wegen des Feiertags in London recht dünn. Der EuroStoxx 50 machte seine Verluste vom Freitag mehr als wett und knüpfte schwungvoll an seinen jüngsten Aufwärtstrend an. Mit einem Plus von 2,16 Prozent auf 3165,47 Punkten ging er aus dem Handel. Der CAC-40-Index in Paris stieg um 2,10 Prozent auf 4342,11 Punkte. Sehr fest schloss auch der italienische FTSE Mib mit plus 2,30 Prozent.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte am Freitag auf der Konferenz der Notenbanker in Jackson Hole Erwartungen geschürt, dass er weitere geldpolitische Lockerungen vornehmen werde. Draghi verwies auf die im August spürbar gesunkenen Inflationsprognosen. Nach diesen Aussagen sei nicht vollständig auszuschliessen, dass die EZB schon auf der Sitzung Anfang September breit angelegte Anleihekäufe zur Stützung der Wirtschaft beschliessen werde, so Michael Schubert, EZB-Beobachter bei der Commerzbank. Wahrscheinlich werde die Notenbank jedoch zunächst nur verbal reagieren und die Wirkung der bisherigen Massnahmen abwarten.
Vor diesem Hintergrund blieb der europaweit beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland ohne grössere Folgen. Das Barometer war im August den vierten Monat in Folge gefallen, was als konjunkturelle Trendwende verstanden werde, schrieb Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba.
Europaweit verzeichneten alle Branchen Gewinne. Die geringsten Aufschläge gab es bei Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor, der um 0,38 Prozent zulegte. Am attraktivsten hingegen waren Papiere aus der Chemiebranche, die um 1,72 Prozent stieg.
Im Leitindex der Eurozone gab es ebenfalls nur Gewinner. Zu den Favoriten zählten die Aktien des auf Shopping-Center spezialisierten Immobilienkonzerns Unibail-Rodamco. Sie stiegen nach einer Kaufempfehlung der französischen Grossbank Societe Generale (SocGen) um 3,09 Prozent. Unibail-Rodamco habe im ersten Halbjahr seine Erwartung an den Cashflow knapp übertroffen, schrieb Analyst Michel Varaldo. Die Franzosen blieben trotz des Zusammenschlusses der Wettbewerber Klepierre und Corio der europäische Marktführer in diesem Bereich.
Die Aktien von Roche legten in Zürich um marktkonforme 0,68 Prozent zu. Der schweizerische Pharmakonzern hatte den Kampf um das US-Biotechnologieunternehmen Intermune gewonnen. Nun kann er sein Geschäft mit Atemwegsmedikamenten ausbauen, denn beide Konzerne haben inzwischen eine verbindliche Übernahmevereinbarung getroffen. SocGen-Analyst Stephen McGarry äusserte sich allerdings skeptisch und reduzierte sein Kursziel für Roche von 330 auf 325 Franken. Roche wolle ein Unternehmen erwerben, dessen Medikament Esbriet zur Bekämpfung einer speziellen Lungenerkrankung eine bewegte Regulierungsgeschichte in den USA hinter sich habe, merkte er kritisch an. Zudem verwies er auf die mögliche Konkurrenz durch ein Medikament von Boehringer Ingelheim. (awp/mc/upd/ps)