EU-Schluss: EuroStoxx50 verliert 0,6% auf 3093 Punkte
Paris – Die zunehmenden Sorgen um die Weltwirtschaft haben am Freitag eine weitere Erholung der europäischen Aktienmärkte verhindert. Schwache Konjunkturdaten aus China und Europa hätten die Anleger daran erinnert, dass Wachstum derzeit schwer zu finden sei, schrieb Stephen Innes vom Broker Oanda. Dazu blieben die Aussichten für 2019 schwach.
Der deutliche Kursrückgang an der Wall Street trotz besser als erwarteter US-Wirtschaftsdaten verstärkte den Gegenwind für die hiesigen Märkte. Zuvor hatten bereits die Börsen in Asien mit heftigen Kursabschlägen geschlossen.
Der EuroStoxx 50 verlor letztlich 0,63 Prozent auf 3092,60 Punkte, blieb aber immerhin klar über seinem Tagestief vom Vormittag. Auf Wochensicht behauptete der Leitindex der Eurozone damit ein Plus von mehr als ein Prozent. Der französische Cac 40 schloss am Freitag 0,88 Prozent tiefer bei 4853,70 Punkten. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,47 Prozent auf 6845,17 Zähler nach unten.
Im November waren sowohl die Daten zum chinesischen Einzelhandel als auch die zur Industrieproduktion schwächer ausgefallen als erwartet. Schlechte Stimmungsdaten aus der Eurozone verpassten den Anlegern einen weiteren Dämpfer. Der vom Forschungsinstitut Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für die Eurozone fiel im Dezember auf den tiefsten Stand seit rund vier Jahren. Die Unternehmensstimmung trübt sich in Europa somit zunehmend ein.
Die Signale, dass sich die Weltwirtschaft verlangsamt, lassen den jüngsten Optimismus über die positiven Signale im US-chinesischen Handelsstreit verfliegen. Inzwischen gehe an den Aktienmärkten die Sorge um, «dass jeglicher Fortschritt in den Gesprächen bereits zu spät sein könnte, um eine weitere Abschwächung im kommenden Jahr zu vermeiden», erklärte Analyst Michael Hewson von CMC Markets.
Die Regierung in Peking kündigte am Freitag an, die hohen Sonderabgaben auf Importe von in den USA gefertigten Autos und Autoteilen für drei Monate auszusetzen. Die Zurückhaltung chinesischer Autokäufer wegen des Zollstreits war ein Grund für die schwachen China-Wirtschaftsdaten. Die jetzige Entscheidung erfolgt angesichts des 90-tägigen Stillhaltens im Handelskrieg, auf den sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am 1. Dezember in Buenos Aires geeinigt hatten.
Das half zwar den US-Herstellern General Motors und Ford , aber nicht der europäischen Konkurrenz. Obwohl diese und insbesondere die deutschen Autobauer auch viel in den USA produzieren und von dort in alle Welt exportieren, gab der Branchenindex als Schlusslicht im marktbreiten Stoxx Europe 600 um 1,29 Prozent nach. Allerdings kämpfen Europas Autokonzerne auch mit einer schwachen Nachfrage auf dem heimischen Markt, wie die erneut rückläufigen Zulassungen von Neuwagen im November zeigten.
Dagegen führte der Index der Reise- und Freizeitunternehmen mit plus 0,30 Prozent die kurze Gewinnerliste im Branchentableau an. Ihm halfen die weiter sinkenden Ölpreise, welche die Treibstoffkosten für Fluggesellschaften verringern.
Beim Luxusgüterkonzern LVMH mussten die Anleger einen Kursverlust von rund anderthalb Prozent verkraften. Hier kam die milliardenschwere Übernahme der Hotelkette Belmond nicht gut an. «Einige Investoren dürften nun den Sinn der Übernahme ausserhalb des Kerngeschäfts von LVMH hinterfragen», schrieb Analystin Zuzanna Pusz von der Privatbank Berenberg. Aus ihrer Sicht steht die Übernahme aber im Einklang mit der Konzernstrategie, dem Konsumenten die ganze Bandbreite von Luxus zu bieten.
Dagegen sprangen die Papiere des Schweizer Solarzulieferers Meyer Burger nach der Verkündung eines Grossauftrags um gut 21 Prozent hoch. Damit ignorierten die Anleger, dass das Unternehmen gleichzeitig seine Ziele für die operative Marge in diesem Jahr kappte. (awp/mc/pg)